Grüne Gentechnik und die wissenschaftliche Sichtweise: "Wir müssen geduldig Überzeugungsarbeit leisten"

11.06.2007

Auf etwa 2500 Hektar wächst in Deutschland gentechnisch veränderter Mais. An vielen Orten, aber auch auf der großen politischen Bühne, wird darüber heftig gestritten. Immer wieder ist zu hören, der gv-Mais gefährde die Umwelt. Die Wissenschaftler selbst sind in der öffentlichen Debatte allerdings kaum präsent. Woran liegt das? Bleiben sie lieber bei ihrer Forschung als sich einzumischen? Hat die Wissenschaft in der Gesellschaft Vertrauen und Glaubwürdigkeit verloren? Oder geht es beim Streit um die Grüne Gentechnik gar nicht um wissenschaftliche Fragen?

Professor Karl-Heinz Kogel von der Universität Gießen vermutet, dass viele Forscher durch eine Vermischung von politischen und wissenschaftlichen Argumenten abgeschreckt sind. "Wenn man als Wissenschaftler die Erfahrung macht, kaum etwas ausrichten zu können, dann sehen viele Kollegen keinen Sinn, sich an der öffentlichen Debatte zu beteiligen", sagt er in einem Gespräch mit dem Informationsportal bioSicherheit.de. Ein aktuelles Beispiel hierfür sei das vorläufige Vertriebsverbot für gentechnisch veränderten Mais MON810. Die Begründung des Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit halte einer wissenschaftlichen Analyse nicht Stand. Entsprechende Publikationen hätten keine Risiken gezeigt, die über das normale Niveau von gezüchteten Pflanzen hinaus gingen. "Die biologische Sicherheitsforschung, die das BMBF seit Jahren mit vielen Millionen fördert, hat auf die meisten Risikofragen Antworten geliefert. Aber genau die werden nicht berücksichtigt. Das ist ein schwerer handwerklicher Fehler", bedauert der Wissenschaftler.

Karl-Heinz Kogel erforscht im Auftrag des BMBF mögliche Umweltwirkungen pilzresistenter Gerste und beteiligt sich intensiv an der öffentlichen Debatte, um seinen Standpunkt zu vermitteln. Er bedauert, dass sich immer mehr Wissenschaftler aus der öffentlichen Diskussion zurückziehen. Wer die Bevölkerung wirklich erreichen wolle, müsse stetig und mit viel Geduld Überzeugungsarbeit leisten, so Kogel. Seine Erfahrung: "Je offener, präziser und konkreter wir als Wissenschaftler argumentieren, desto klarer werden von den Menschen mögliche Vorteile dieser Technik erkannt und vor allem mögliche Risiken realistischer wahrgenommen."

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