Biotechnologie in Berlin-Brandenburg - Wachstumsdynamik ungebrochen

07.12.2001

Die Bioregion Berlin-Brandenburg zählt inzwischen zu den attraktivsten Standorten für Biotechnologieunterneh-men in Europa. Dies erklärte Dr. Kai Bindseil, der Leiter des Aktionszentrums BioTOP Berlin-Brandenburg an-läßlich des traditionellen Jahrestreffen Biobilanz im Biotechnologiezentrum Hennigsdorf am 5. Dezember. Veranstaltet wurde das Treffen mit 70 Teilnehmern aus Biotech-Firmen und wissenschaftlichen Einrichtungen beider Bundesländer von BioTOP Berlin-Brandenburg und dem Biotechnologieverbund Berlin-Brandenburg e.V.

Seine positive Jahresbilanz konnte Dr. Bindseil mit eindrucksvollen Zahlen belegen. So bieten gegenwärtig die etwa 160 Unternehmen der Branche in Berlin und Brandenburg mehr als 3000 Arbeitsplätze. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg von über 20%. Lediglich zwei Unternehmen mußten ihre Geschäftstätigkeit einstellen. Der Branche fließt weiteres Kapital zu, stellte Bindseil fest. Allein im laufenden Jahr investierten sie etwa 250 Millionen DM in Unternehmen der Region.

Von großer Bedeutung für die positive Entwicklung der Branche in der Region sind die überragenden wissen-schaftlichen Potenziale und die regionale Schwerpunktsetzung in der Biotechnologie. Besonders auf den Gebie-ten Genomforschung/molekulare Medizin, dem therapeutischen Gewebe- und Organersatz (Tissue Engineering), der Glykobiotechnologie, der Bioelektronik und der Nutrigenomforschung werden erfolgreiche neue Ansätze in Diagnostik und Therapie bestimmter Krankheiten erwartet.

Als Zentrum der Human- und Pflanzengenomforschung konnte sich die Region Berlin-Brandenburg in diesem Jahr bei der Vergabe überregionaler Forschungsmittel besonders profilieren. So fließen in den nächsten Jahren im Rahmen der BioProfile-Fördermaßnahme 35 Millionen DM in die Nutrigenomforschung, 82 Millionen DM in das Genomforschungsnetzwerk und im Rahmen der InnoRegio-Förderung zusätzliche 10 Millionen DM in die Region.

Die seit Februar 2001 börsennotierte co.don AG in Berlin-Teltow mit Standorten in USA und Singapore zählt international zu den führenden Unternehmen auf dem Gebiet des Tissue Engineerings. Ziel des Unternehmens ist es unter anderem, auf der Basis zellbasierter biologischer Arzneimittel Behandlungsmöglichkeiten beim Ver-schleiß von Gelenkknorpelgewebe zu entwickeln sowie ein Modellsystem zum Studium arthrosebegleitender Prozesse.

Die Scienion AG, die mit rund 12 Millionen DM Startkapital im April d.J. in Adlershof ihre Arbeit aufgenommen hat, beschäftigt inzwischen 35 Mitarbeiter. In eigenen Labors stellt das Unternehmen scheckkartengroße BioChips her, die eine schnelle und sichere Diagnose genetisch bedingter Krankheiten ermöglichen. Mit den marktreifen Protein-Biochips geht Scienion jetzt einen wichtigen Schritt voran zur individualisierten Medizin. Bereits heute erzielt die Scienion AG beachtliche Umsätze. «Unser Potential sind unsere einzigartige Technolo-gieplattform und unsere Mitarbeiter mit ihren mehr als 50 Mannjahren Chiperfahrung», erklärt CEO Dr. Holger Eickhoff.

Die Jerini AG gehört mit 82 Mitarbeitern ebenfalls zu den Berliner Erfolgsstories. Das Unternehmen hat kürzlich 20 Millionen EURO von international führenden Venture-Kapital-Unternehmen eingeworben. Jerinis proprietäre Technologie-Plattform umfasst die Synthese von Hochdichte-Peptid- und Peptidomimetika-Arrays, die für die systematische Entwicklung von peptidbasierten Medikamenten eingesetzt wird. Im Oktober 2001 hat das Frankfurter Pharmaunternehmen Aventis Pharma AG mit der Jerini AG einen Lizenzvertrag für die Entwicklung des Wirkstoffs Icatibant abgeschlossen.

Bis 2010 werden in der Region Berlin-Brandenburg etwa 200 Biotech-Unternehmen und eine Verdreifachung der Arbeitsplätze erwartet. Trotz dieser positiven Bilanz bleibt noch viel zu tun. So existiert gegenwärtig ein Mangel an geeigneten Flächen für weitere Ansiedlungen und Gründungen. Die Reduzierung des Zukunftsfonds trifft insbesondere die Biotechnologie hart. Bindseil erwartet von der Senats-umbildung, dass die Biotechnologie in Berlin zur Chefsache wird. Der BioTOP-Leiter mahnte: Die Aufbauarbeit der letzten Jahre ist beeindruckend. Jetzt aber gilt es, die Kräfte zu bündeln, um international den Anschluß zu halten. Es wäre ein Drama, wenn uns mitten im Lauf die Beine gestellt werden.

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