Mit Tabletten erfolgreich gegen Krebs
Imatinib bringt Durchbruch bei Leukämiebehandlung
Erstmals können Mediziner einen Krebstumor allein mit einer Tablette behandeln: "In einer fünfjährigen Studie konnten wir erstmals nachweisen, dass das Medikament Imatinib die chronisch myeloische Leukämie (CML) der Betroffenen außer Gefecht setzte.", erklärt Professor Dr. Dietger Niederwieser von der Universität Leipzig. "Die Leukämie ist zwar nicht weg, sie ist aber neutralisiert", so Niederwieser. Eine große Zahl der über fünf Jahre beobachteten Patienten wurde in der von Niederweiser geleiteten Abteilung für Hämatologie und Onkologie am Universitätsklinikum Leipzig behandelt.
CML-Patienten weisen das so genannte Philadelphia-Chromosom auf, ein verkürztes Chromosom 22, das durch Austausch von Teilen der Chromosomen 9 und 22 entsteht. Dabei wird die Tyrosinkinase ABL mit einem Fragment des BCR-Gens verschmolzen. Die mutierten Zellen produzieren BCR-ABL, eine Tyrosinkinase, die im Vergleich zum ABL viel aktiver ist. Ergebnis ist die unkontrollierte Vermehrung von weißen, aber auch von roten Blutkörperchen und Blutplättchen, was bei der Entstehung der CML von Belang ist. Mit Imatinib ist es nun möglich, die gestörte Tyrosinkinase zu hemmen. Ergebnis: Das Blutbild der Patienten normalisiert sich. "Damit ist erstmals eine molekulare Therapie in der Medizin zur Anwendung gekommen", so Niederwieser.
Im Vergleich zu anderen Behandlungsmethoden, namentlich der Chemotherapie, aber auch der Behandlung mit Interferon Alpha, hat die Gabe von Imatinib den Vorteil, dass die Patienten über keine oder höchstens ganz geringe Nebenwirkungen klagen. Zudem ist ihre Zahl sehr klein: "Nach vier Jahren berichtete nur ein Prozent der Patienten überhaupt von Nebenwirkungen", so Niederwieser. Die Studie zeigte, dass bösartige Erkrankungen wie CML mit Imatinib zwar nicht geheilt werden können, aber ohne die mit schweren Nebenwirkungen verbundene Chemotherapie in ein chronisches Stadium umgewandelt werden.
Einzige Alternative für die CML-Patienten, die sogar Heilung verspricht, wäre eine Stammzelltransplantation. Allerdings, so gibt Niederwieser zu bedenken, ist diese mit einem höheren Risiko verbunden. Die Erfolgsquote von Imatinib ist durchaus ansehnlich: Nach einem Jahr wurde bei 69 Prozent der Patienten eine vollständige zytogenetische Remission beobachtet, nach fünf Jahren sogar bei 87 Prozent. Bei Patienten, die zuvor nicht mit anderen Mitteln wie etwa Interferon Alpha behandelt worden waren, sondern die Imatinib als Initialtherapie verabreicht bekamen, lag die Überlebensrate bei 89 Prozent.
Originalveröffentlichung: New England Journal of Medicine 2007.
Meistgelesene News
Organisationen
Weitere News aus dem Ressort Forschung & Entwicklung

Holen Sie sich die Life-Science-Branche in Ihren Posteingang
Mit dem Absenden des Formulars willigen Sie ein, dass Ihnen die LUMITOS AG den oder die oben ausgewählten Newsletter per E-Mail zusendet. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Die Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch die LUMITOS AG erfolgt auf Basis unserer Datenschutzerklärung. LUMITOS darf Sie zum Zwecke der Werbung oder der Markt- und Meinungsforschung per E-Mail kontaktieren. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit ohne Angabe von Gründen gegenüber der LUMITOS AG, Ernst-Augustin-Str. 2, 12489 Berlin oder per E-Mail unter widerruf@lumitos.com mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Zudem ist in jeder E-Mail ein Link zur Abbestellung des entsprechenden Newsletters enthalten.