Cannabis beeinflusst die Geruchswahrnehmung
Cannabis wird schon seit Jahrtausenden von vielen Völkern medizinisch eingesetzt. Doch erst seit Ende der 1980er Jahre ist bekannt, dass der menschliche Körper selbst Cannabisvergleichbare Stoffe - so genannte Endocannabinoide - produziert und diese Stoffe eine Rolle bei der Signalverarbeitung im Gehirn spielen. Der mögliche Einfluss von Endocannabinoiden bei neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen wie Schizophrenie, Multiple Sklerose oder Parkinson ist seither Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. Bekannt ist, dass der regelmäßige Konsum von Cannabis zu langfristigen kognitiven Schäden wie Motivations- und Konzentrationsverlust führen kann. Doch die grundlegenden Mechanismen, die sich dabei auf molekularer und zellulärer Ebene im Ge-hirn abspielen, sind noch nicht geklärt.
Die Göttinger Forscher haben nun den Einfluss von Cannabinoiden in einem dafür geeigneten Modellsystem - dem Geruchssinn von Kaulquappen - getestet. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Einfluss des körpereigenen Cannabinoid-Systems auf das Riechen zu untersuchen und seine Bedeutung für die Sinneswahrnehmung zu klären. Für ihre Untersuchungen veränderten die Forscher die Konzentration von Cannabinoiden, während sie gleichzeitig die Sinneszellen reizten. Je nach An- oder Abwesenheit von Cannabinoiden variierten die elektrischen und chemischen Signale der Sinneszellen stark. "Zum ersten Mal ist damit bewiesen, dass Cannabinoide nicht nur im Gehirn Signale verändern, sondern auch schon jene Signale beeinflussen, die zum Gehirn geleitet werden", sagt der Leiter der Studie, Prof. Dr. Dr. Detlev Schild.
Originalveröffentlichung: D. Czesnik, D. Schild, J. Kuduz, I. Manzini; "Cannabinoid action in the olfactory epithelium."; Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 2007, 104(8), 2967-2972.
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