Neue Erkenntnisse über Metastasenbildung bei Dickdarmkrebs

17.11.2006

Die Prognose für Dickdarmkrebs hängt davon ab, ob der Tumor Metastasen bildet oder nicht. Neue Erkenntnisse über die Bildung von Metastasen beim Dickdarmkrebs, die Forscher des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch und der Robert-Rössle-Tumorklinik in Berlin-Buch sowie dem National Cancer Institute (NCI) gewonnen haben, eröffnen in Zukunft einen wichtigen neuen Ansatz für Diagnose und Therapie dieses Tumors.

Die Forscher konnten nachweisen, dass das Gen S100A4/Metastasin, das die Ausbreitung und Invasion von Tumorzellen kontrolliert, durch eine bestimmte Signalkaskade reguliert wird, in der Fachsprache beta-Catenin/TCF-Signalkaskade genannt. Diese Regulation steht direkt in Zusammenhang mit der Metastasierung beim Dickdarmkrebs. S100A4/Metastasin wurde in so genannten Microarray-Studien als das Gen identifiziert, welches am stärksten durch verändertes (mutiertes) beta-Catenin angeschaltet wird. Beta-Catenin ist ein Protein, das unter anderem dafür sorgt, dass Zellen in ihrem Zellverband bleiben. Ist es mutiert, lösen sich Zellen aus dem Zellverband heraus, können wandern und sich in anderen Organen ansiedeln und Metastasen bilden.

Die Wissenschaftler konnten die Stelle an dem S100A4/Metastasin-Gen identifizieren, an die mutiertes beta-Catenin bindet und das Gen reguliert. Die von beta-Catenin ausgelöste Expression des S100A4/Metastasin-Gens führt zu einer gesteigerten Migration und Invasion von Tumorzellen. Wird diese Signalkette unterbrochen, können die Tumorzellen nicht mehr wandern. In Tierversuchen zeigte sich, dass das Anschalten des S100A4-Gens stark erhöhte Metastasierungsraten auslöste. Dies konnte am Krankheitsverlauf von Patienten mit Dickdarmkrebs untermauert werden. War S100A4/Metastasin in Tumorgewebsproben erhöht, hatten die Patienten auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit Metastasen in der Leber oder Lunge zu bekommen.

Die von den Forschern in Berlin und Frederick erzielten Ergebnisse verbinden zwei bisher nicht verknüpfte zelluläre Programme, die bedeutend für Tumorwachstum und Metastasierung sind: der beta-Catenin/TCF-Signalweg und das S100A4/Metastasin-Gen, das Wanderung und Invasion kontrolliert.

Originalveröffentlichung: Ulrike Stein, Franziska Arlt, Wolfgang Walther, Janice Smith, Todd Waldman, Erik D. Harris, Susan D. Mertins, Claus W. Heizmann, David Allard, Walter Birchmeier, Peter M. Schlag, Robert H. Shoemaker; "*The metastasis-associated gene S100A4 is a novel target of beta-catenin / T-cell factor (TCF) signaling in colon cancer"; Gastroenterology 2006, Vol. 131, Nr. 5, pp. 1486-1500.

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