Gerinnungshemmer: Genvariante entscheidet über passende Wirkstoff-Dosis
Eine erhöhte Blutgerinnung kann sehr gefährlich werden: Blutklumpen, so genannte "Thromben", können Gefäße in Hirn oder Herz verstopfen: Folge sind Herzinfarkt oder Schlaganfall. Cumarine unterdrücken die Bildung der Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X und verbessern so die Fließfähigkeit des Blutes. Ein schwerwiegender Nachteil dieser ansonsten hochwirksamen Medikamentgruppe ist die schwierige Dosiseinstellung, da die Patienten individuell sehr unterschiedliche Cumarinmengen benötigen. Bislang tasteten sich die Mediziner für jeden Patienten daher schrittweise von einer durchschnittlichen Anfangsdosis an die für ihn passende Menge heran. Eine zu kleine Anfangsdosis kann dabei zu einem erneuten Infarkt, eine zu hohe Dosis dagegen zu schweren Blutungen führen, die bei etwa 1.000 Patienten jährlich sogar tödlich enden.
Verschiedene Befunde weisen drauf hin, dass die individuelle genetische Ausstattung eine Schlüsselrolle bei der Cumarin-Empfindlichkeit spielt. Die Arbeitsgruppe um Professor Dr. Johannes Oldenburg vom Universitätklinikum Bonn konnte kürzlich aufklären, an welchem Punkt der Blutgerinnung die Cumarine eingreifen: Sie inaktivieren ein kleines Molekül namens VKORC1, das bei der Gerinnung eine zentrale Rolle spielt. Damit wird das Blut fließfähiger.
Die Bonner Mediziner fanden nun heraus, dass das Gen, das für den Bauplan des VKORC1 verantwortlich ist, in verschiedenen Varianten vorkommt. Durch eine genetische Analyse von Patienten, die entweder sehr empfindlich oder besonders unempfindlich auf Cumarine angesprochen hatten, konnten sie eindeutige Zusammenhänge mit den gefundenen Genvarianten nachweisen. Die neuen Befunde können auch erklären, warum fast alle Asiaten auf niedrige Cumarindosen reagieren, während bei Afrikanern überwiegend hohe Dosen notwendig sind. In Mitteleuropa spricht etwa die halbe Bevölkerung auf niedrige Dosen an.
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