Konkurrenz zwischen Antikörpern

Micromet erzielt neue Erkenntnisse zur Dosierung therapeutischer Antikörper bei der Behandlung von Krebs

03.03.2006

Micromet hat eine Studie veröffentlicht, die erklärt, warum bei der Behandlung von Krebspatienten große Mengen an Antikörpern erforderlich sind, um eine therapeutische Wirkung zu erzielen. Erfahrungsgemäß werden für jeden Behandlungszyklus erhebliche Mengen an Antikörpern pro Patient benötigt - typischerweise im Bereich von einigen Gramm - obwohl dieselben Antikörper in Testreihen mit Zellkulturen sehr viel wirksamer erscheinen. Forscher von Micromet haben jetzt Zellkulturexperimente in Anwesenheit von humanem Serum durchgeführt. Dabei haben sie zum einen den Antikörper Trastuzumab (Herceptin®) und zum anderen Micromets humanen Antikörper gegen Ep-CAM, Adecatumumab (MT201), untersucht. Letzterer befindet sich zur Zeit im Rahmen einer Partnerschaft mit Serono in zwei Phase-II-Studien zur Behandlung von Brust- bzw. Prostatakrebs. In ihrer Studie haben sich die Forscher auf einen speziellen Mechanismus , genannt (Antibody-dependent Cellular Cytotoxicity; ADCC) konzentriert, mit Hilfe dessen Antikörper natürliche Killerzellen mit Krebszellen in Kontakt bringen. Aktuellen Studien zufolge ist ADCC ein wesentliches Wirkprinzip sowohl von Herceptin® als auch von MT201.

Die Daten zeigen, dass ADCC bei beiden Antikörpern in Gegenwart von humanem Serum stark eingeschränkt wird, weil unspezifische Antikörper (IgG) aus dem Serum um die Bindung an den Fc-gamma Rezeptor III (CD16) auf natürlichen Killerzellen konkurrieren. In einer physiologischen Umgebung wird die Wirksamkeit von therapeutischen Antikörpern deshalb vermutlich primär durch die Bindung des Antikörpers an natürliche Killerzellen und nicht durch dessen Bindungsaffinität gegenüber Krebszellen limitiert.

"Unsere Ergebnisse liefern eine einfache Erklärung dafür, dass Antikörpertherapien, die auf ADCC beruhen, bei Patienten nicht so wirksam sind, wie sie in Zellkulturexperimenten erscheinen. Therapeutische Antikörper müssen hoch dosiert werden, um die Konkurrenz durch Serum-Antikörper auszugleichen. Außerdem spielen sicherlich noch andere Faktoren eine Rolle, wie z.B. die Durchlässigkeit von Tumorgewebe für Antikörper oder die Aktivierung von Komplement. Trotzdem empfehlen wir, die Wirksamkeit von Antikörpern mittels ADCC künftig routinemäßig in Gegenwart von Serum zu untersuchen, um ihre therapeutische Wirkung realistischer bewerten zu können", kommentiert Patrick Baeuerle, Forschungsvorstand von Micromet.

Originalveröffentlichung: S. Preithner, S. Elm, S. Lippold, M. Locher, A. Wolf, A. J. da Silva, P. A. Baeuerle, N. S. Prang; "High concentrations of therapeutic IgG1 antibodies are needed to compensate for inhibition of antibody-depndent cellular cytotoxicity by excess endogenous immunoglobulin G"; Molecular Immunol 2006; 43: 1183-1193.

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