Antikörper können septisches Herzversagen verhindern
MHH-Forscher im Tierversuch erfolgreich
Dr. Andreas Niederbichler aus der Abteilung für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat nun in Tierversuchen gezeigt, dass mit der Gabe eines eigens hergestellten, spezifischen anti-C5a-Antikörpers der Tod durch septisches Herzversagen in vielen Fällen verhindert werden kann. Bei der Ausbildung einer Sepsis spielt das so genannte Komplementsystem, ein Teil der angeborenen Immunabwehr, eine entscheidende Rolle. Zu diesem kaskadenartig aktivierten System gehören mehr als 30 Proteine im Blut. Einer dieser Mediatoren ist C5a, ein so genanntes Komplement Anaphylatoxin. Wird es übermäßig bei Sepsis oder Verbrennungsverletzungen gebildet, wird die Herzfunktion schwer geschädigt.
In seinen Experimenten hat Dr. Niederbichler im Tiermodell eine definierte Blutvergiftung erzeugt. Dr. Niederbichler konnte auf Einzelzellniveau nachweisen, dass während Stresssituationen die Rezeptoren für C5a auf einzelnen Herzmuskelzellen hochreguliert sind, die Zellen also besonders "empfänglich" auf dieses Protein reagieren. Das Abwehrsystem der Tiere will die Eindringlinge bekämpfen, erzeugt daher große Mengen C5a. Doch damit setzt es auch seinen eigenen Organismus stark unter Druck, denn C5a beeinträchtigt die Kontraktionsfähigkeit der Herzmuskelzellen. Werden die Tiere nicht behandelt, sterben sie an Herzversagen.
Dr. Niederbichler konnte nachweisen, dass mit einem speziellen Antikörper die Wirkung von C5a am Herzen so weit blockiert werden kann, dass sich die Herzfunktion deutlich verbessert. Der Wissenschaftler hat auch positive Auswirkungen auf den Blutdruck festgestellt: Dieser blieb bei den behandelten Tieren auf normalem Niveau. Zum anderen konnte der Wissenschaftler die Auswirkungen auch direkt auf zellulärer Ebene nachweisen: Er stellte fest, dass die Kontraktionsfähigkeit der Sarkomere, der kleinsten funktionellen Muskeleinheiten, dank des Antikörpers zunimmt.
"Die anti-C5a-Therapie wirkt auf das Herz und könnte so auch die Durchblutung anderer Organe verbessern", betont Dr. Niederbichler. Weitere Versuche an brandverletzten Tieren deuten auch auf eine verbesserte Mikrozirkulation hin, daher könnte bei Brandverletzten die Infektresistenz der Brandwunde und von Hauttransplantaten verbessert werden. Jetzt ist eine zweite experimentelle Serie mit brandverletzten Tieren geplant. "Danach wollen wir ein Pilotprojekt zur Behandlung von Menschen ins Auge fassen."
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Themenwelt Antikörper
Antikörper sind spezialisierte Moleküle unseres Immunsystems, die gezielt Krankheitserreger oder körperfremde Substanzen erkennen und neutralisieren können. Die Antikörperforschung in Biotech und Pharma hat dieses natürliche Abwehrpotenzial erkannt und arbeitet intensiv daran, es therapeutisch nutzbar zu machen. Von monoklonalen Antikörpern, die gegen Krebs oder Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden, bis hin zu Antikörper-Drug-Konjugaten, die Medikamente gezielt zu Krankheitszellen transportieren – die Möglichkeiten sind enorm.
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