Mecklenburg-Vorpommern setzt auf Biotechnologie
(dpa) - Was in Mecklenburg-Vorpommern vor bald 10 Jahren als kleines Pflänzlein zu wachsen begann, hat inzwischen eine ansehnliche Größe erreicht: der Biotechnologieverbund BioCon Valley. «Wir haben eine sehr stabile Entwicklung hinter uns», sagt Geschäftsführer Wolfgang Blank. 1996 war BioCon Valley aus einem bundesweiten Bioregio-Wettbewerb heraus entstanden. «Wir sind belächelt worden. Heute sind wir zwar noch klein, aber sehr fein», betont Blank.
Seit 1998 hat sich die Zahl der Firmen auf 85 verdoppelt, die der Mitarbeiter auf 2100 verdreifacht. «In absoluten Zahlen noch wenig, im Bezug auf die Einwohnerzahlen im Bundesvergleich jedoch in führender Position», sagt Blank. So werden der Biotech-Branche im Nordosten im nationalen, aber auch im internationalen Wettbewerb gute Chancen eingeräumt.
Dies sieht auch der Geschäftsführer des Innovations- und Gründerzentrums Biotechnologie und Vorstand der BioM AG in Martinsried bei München, Horst Domdey, so. «Mit dem Schwerpunkt regenerative Medizin hat Mecklenburg-Vorpommern auf eine zukunftsträchtige Technologie gesetzt und damit die richtigen Weichen gestellt», sagt Domdey, der als einer der besten Kenner der deutschen Biotech-Szene gilt. Es sei von Vorteil, dass sich der Nordosten auch der grünen Biotechnologie, also der Entwicklung von Pflanzen mit neuen Eigenschaften, verschrieben habe. «Wir brauchen Standorte, die sich mit dieser kontrovers diskutierten Technik beschäftigen - Standorte wie die Bundesanstalt für Züchtungsforschung in Groß Lüsewitz (Kreis Bad Doberan).»
Von großem Vorteil und für andere Biotech-Regionen durchaus ein Grund, etwas neidisch zu sein, ist laut Domdey die Anbindung von BioCon Valley an die Scanbalt-Initiative, den Zusammenschluss von Biotech-Firmen im gesamten Ostseeraum. Deren dänischer Vize-Präsident Börge Diederichsen ist voll des Lobes für BioCon Valley. «Sie sind zwar klein, aber hoch dynamisch und machen einen exzellenten Job.» Man könne heutzutage kein Spezialist mehr für alles sein, jeder müsse sich seine persönliche Rosine herauspicken.
Alle Beteiligten inklusive Wirtschaftsminister Otto Ebnet (SPD) sind sich einig, dass die regenerative Medizin eine dieser Rosinen für Mecklenburg-Vorpommern ist. In diesem noch jungen Zweig der Biotechnologie wird mit Stammzellen versucht, menschliches Gewebe zu züchten, das dauerhaft und ohne Abstoßungsreaktionen vom Menschen akzeptiert wird. «Wir dürfen uns keine Verschnaufpause gönnen», sagt Ebnet und verweist auf die kürzliche Eröffnung des 23-Millionen-Euro teuren Biomedizinischen Forschungszentrum in Rostock, wo in enger Nachbarschaft von Universitätsklinik und kleineren Firmen die Forschung vorangetrieben werden soll.
Was noch fehlt, um aus der nach Blanks Worten «Underdog-Rolle» herauszukommen, ist die Anbindung von BioCon Valley an die Pharma- Industrie. Das soll durch noch engere Kontakte an Scanbalt erreicht werden. Aber auch so sind die Erfolge bereits greifbar. So rechnet der Medizintechnikhersteller DOT Rostock für 2005 mit einem Umsatz von 14 Millionen Euro und beschäftigt derzeit nach eigenen Angaben knapp 250 Mitarbeiter.
DOT gehöre damit zu den wenigen Unternehmen der Branche im Nordosten, die die kritische Masse erreicht haben und im Gegensatz zu vielen kleineren Firmen nicht mehr von öffentlicher Unterstützung abhängig sind. «Bei den Kleinen wird es sicher noch eine Auslese geben müssen», sagt Blank.
Es geht nun darum, die Weichen für die Zukunft zu stellen. «Das heißt, kompetente Partner im Ausland zu suchen», sagt Blank. Der Fokus der Verantwortlichen mit Horst Klinkmann, dem BioCon Valley- Gründer an der Spitze, liegt dabei auf Japan und Vietnam. Aber auch die Verbindung zum Tourismus und zur Gesundheitswirtschaft könnte wegweisend sein. «Hotels mit gutem Wellness- und Gesundheitsbereich und die regenerative Medizin können zusammenarbeiten - das ist eine spannende Geschichte», glaubt Blank.