Neue Waffe im Kampf gegen Tuberkulose in Sicht

Kosmetikprodukt enthält einen Wirkstoff gegen den Tuberkulose-Erreger

21.12.2005

Ein unerwarteter Erfolg ist der "Screening Unit" des Leibniz-Instituts für Molekulare Pharmakologie (FMP) gelungen. Die Forscher um Dr. Jens Peter von Kries identifizierten eine Substanz, die das Wachstum von Tuberkulosebakterien hemmt. Erste Tests am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie belegten die Wirksamkeit in lebenden menschlichen Wirtszellen. Demnach greift die entdeckte Substanz die Tuberkulose-Erreger ausgerechnet in Fresszellen des Immunsystems an. Diese Zellen stellen die primäre Abwehrfront gegen bakterielle Eindringlinge im menschlichen Organismus dar. In diesen so genannten Makrophagen wachsen die Krankheitskeime und blockieren zugleich die Fresszellen, um unerkannt zu bleiben.

Derzeit läuft ein Patentsicherungsverfahren, mit dem die Entdeckung geschützt werden soll. Jens Peter von Kries erläutert: "Es handelt sich um einen Stoff, der bereits für andere Zwecke klinisch getestet wurde. Völlig neu ist jedoch, dass diese Substanz auch gegen Tuberkulose wirksam sein könnte." Nähere Angaben zur bisherigen Verwendung will von Kries momentan nicht machen, um das Patent nicht zu gefährden. Nur so viel: "Tagtäglich kommen Menschen über Kosmetikprodukte mit der von uns identifizierten Substanz in Berührung."

In der akademischen Forschung sind laut von Kries die systematische Nutzung von synthetischen Substanzen ein Novum. Der Forscher hat zusammen mit Kollegen vor mehr als einem Jahr das Screening-Labor am FMP aufgebaut - und ist damit auch an dem vom Bundesforschungsministerium geförderten Tuberkulose-Projekt beteiligt.

Eine Untersuchungsmethode ist die Absorptions-Spektroskopie. Mit diesem Verfahren vergleichen die Forscher Kennlinien von Substanzen mit Referenz-Kennlinien, die von bereits bekannten Wirkstoffen stammen. "Finden wir ähnliche Muster, schauen wir uns die Stoffe genauer an", erläutert von Kries. Aus einer Substanzbibliothek von rund zwanzigtausend Stoffen erzielte er auf diese Weise sechzehn oder siebzehn Treffer. "Vier habe ich dann ausgewählt, sozusagen per Hand, und zum Testen an die Kollegen aus dem Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie gegeben", berichtet der FMP-Forscher.

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