Pharma-Industrie: Trend zur Konsolidierung hält weiter an - weltweiter Boom M&A-Boom in 2004

08.07.2005

Zunehmender Wettbewerbsdruck und Globalisierung haben zur Folge, dass der Trend hin zur Konsolidierung innerhalb der Pharma-Branche anhält: Weltweit haben Fusionen und Übernahmen (M&A) in der Pharma-Industrie im vergangenen Jahr zugelegt. Der Wert aller Transaktionen wuchs von insgesamt 73 Milliarden US-Dollar (2003) auf 172 Milliarden US-Dollar (2004). Die Anzahl der Transaktionen nahm um 20 Prozent auf insgesamt 1.808 zu (2003: 1.507). Den größten Anteil an der Steigerung des gesamten M&A-Volumens hatte die Übernahme des deutsch-französischen Pharmakonzerns Aventis durch den französischen Konkurrenten Sanofi-Synthelabo für 60 Milliarden US-Dollar. Doch auch ohne diesen Mega-Deal stieg das Volumen der Transaktionen weltweit um 53 Prozent. Interessant aus deutscher Sicht waren im vergangenen Jahr neben der Übernahme von Aventis der Kauf der OTC-Sparte (over the counter: Verkauf rezeptfreier Medikamente) von Roche durch die Bayer AG für rund 3 Milliarden US-Dollar sowie die Akquisition des amerikanischen Brillenglasherstellers Sola International durch den Optikkonzern Zeiss und den schwedischen Finanzinvestor EQT für 1,2 Milliarden US-Dollar. Dies sind Ergebnisse der aktuellen Ausgabe der Studie Pharmaceutical Sector Insights 2004/2005, die PricewaterhouseCoopers (PwC) zum siebten Mal in Folge durchgeführt hat. Die jährliche Untersuchung berücksichtigt alle veröffentlichten Übernahmen und Fusionen in der globalen Pharma-Industrie. Die Studie prognostiziert darüber hinaus künftige Trends und Entwicklungen der Branche.

Unternehmen fokussieren sich wieder verstärkt auf ihr Kerngeschäft

"Folgen des wachsenden Wettbewerbsdrucks sind jetzt schon absehbar. Große Pharmaunternehmen werden sich von Geschäftsfeldern wie z.B. OTC (over the counter), die nicht zum Kerngeschäft gehören, zunehmend trennen", erläutert Dr. Volker Fitzner, Partner im Bereich Chemicals & Pharma bei PwC in Deutschland. Weitere Trends: Die zunehmende Konsolidierung innerhalb der Branche wird sich insbesondere im Wirtschaftsraum Asien-Pazifik zeigen und im Sektor Biotechnologie entstehen weitere marktführende Biotechnologie-Unternehmen.

Pharmaceutical Sector Insights nennt den Mangel an Forschungs- und Entwicklungskapazitäten in vielen Unternehmen ebenso als eine der Ursachen für die anhaltende Konsolidierungsphase, wie auslaufende Patente für Medikamente, den Wettbewerb durch Hersteller von Generika-Arzneien sowie kostspielige Rückrufaktionen für Produkte mit hohen Umsatzvolumina.

Asien überholt erstmals Nordamerika

Die Anzahl der Transaktionen innerhalb des asiatisch-pazifischen Raumes steigerte sich um 37 Prozent auf 278 Deals (2003: 203) und übertraf erstmals die Zahl der Transaktionen in Nordamerika, die im vergangenen Jahr 252 betrug (2003: 210, plus 20 Prozent). Dies lag vor allem am Zusammenschluss vieler kleinerer Arzneimittelhersteller in China und Indien. Größter asiatischer Deal war die Fusion der beiden japanischen Pharma-Riesen Fujisawa Pharmaceuticals mit Yamanouchi Pharmaceuticals für rund 7,9 Milliarden US-Dollar.

Pharmabranche dominiert 58 Prozent aller Transaktionen

Westeuropa verzeichnete mit 140 Übernahmen (2003: 126) ein Wachstum von 11 Prozent und stellte mit dem Verkauf von Aventis an Sanofi-Synthelabo die größte Transaktion, die maßgeblich für die Dominanz des Bereichs Pharma gegenüber den anderen Segmenten verantwortlich war: 58 Prozent des Wertes aller M&A-Transaktionen (2003: 40 Prozent) sind der Sparte Pharma zuzuordnen, 27 Prozent dem Bereich medizinische Geräte (2003: 34 Prozent), die restlichen 15 Prozent kamen aus dem Bereich Gesundheits-Dienstleistungen (2003: 26 Prozent). Der Erwerb von Aventis war darüber hinaus die teuerste Pharma-Übernahme seit dem Merger von Pfizer mit Pharmacia im Jahr 2002.

Biotechnologie-Unternehmen auf dem Sprung zum Kapitalmarkt

Selbst wenn der Sektor Biotechnologie im Jahr 2004 vergleichsweise wenig Transaktionen zu verzeichnen hatte und die Volumina nicht die Höhe der Vorjahres erreicht hätten, zeichneten sich doch zwei Trends deutlich ab, so Dr. Volker Fitzner: "Nicht mehr die Pharma-Konzerne, sondern größere Biotech-Firmen schlucken kleinere Mitbewerber. Zudem setzen viele Biotech-Unternehmen ihre Hoffnung inzwischen wieder auf einen Börsengang (IPO, Initial Public Offering), um an notwendige finanzielle Mittel für Forschung, Entwicklung und Akquisitionen zu gelangen".

2004 stelle mit einem Emissionsvolumen von 7,2 Milliarden US-Dollar seit dem Jahr 2000 das beste IPO-Jahr für die Pharma-Industrie dar. "Branchen-Insidern zufolge stehen derzeit rund 200 Biotech-Firmen in den Startlöchern für einen IPO. Doch nicht alle werden die Voraussetzungen für einen Börsengang erfüllen und manchen wird das Geld auf dem Weg dorthin ausgehen. Die Konsolidierung der Branche wird sich damit fortsetzen."

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