Pharma-Industrie: Trend zur Konsolidierung hält weiter an - weltweiter Boom M&A-Boom in 2004
Unternehmen fokussieren sich wieder verstärkt auf ihr Kerngeschäft
"Folgen des wachsenden Wettbewerbsdrucks sind jetzt schon absehbar. Große Pharmaunternehmen werden sich von Geschäftsfeldern wie z.B. OTC (over the counter), die nicht zum Kerngeschäft gehören, zunehmend trennen", erläutert Dr. Volker Fitzner, Partner im Bereich Chemicals & Pharma bei PwC in Deutschland. Weitere Trends: Die zunehmende Konsolidierung innerhalb der Branche wird sich insbesondere im Wirtschaftsraum Asien-Pazifik zeigen und im Sektor Biotechnologie entstehen weitere marktführende Biotechnologie-Unternehmen.
Pharmaceutical Sector Insights nennt den Mangel an Forschungs- und Entwicklungskapazitäten in vielen Unternehmen ebenso als eine der Ursachen für die anhaltende Konsolidierungsphase, wie auslaufende Patente für Medikamente, den Wettbewerb durch Hersteller von Generika-Arzneien sowie kostspielige Rückrufaktionen für Produkte mit hohen Umsatzvolumina.
Asien überholt erstmals Nordamerika
Die Anzahl der Transaktionen innerhalb des asiatisch-pazifischen Raumes steigerte sich um 37 Prozent auf 278 Deals (2003: 203) und übertraf erstmals die Zahl der Transaktionen in Nordamerika, die im vergangenen Jahr 252 betrug (2003: 210, plus 20 Prozent). Dies lag vor allem am Zusammenschluss vieler kleinerer Arzneimittelhersteller in China und Indien. Größter asiatischer Deal war die Fusion der beiden japanischen Pharma-Riesen Fujisawa Pharmaceuticals mit Yamanouchi Pharmaceuticals für rund 7,9 Milliarden US-Dollar.
Pharmabranche dominiert 58 Prozent aller Transaktionen
Westeuropa verzeichnete mit 140 Übernahmen (2003: 126) ein Wachstum von 11 Prozent und stellte mit dem Verkauf von Aventis an Sanofi-Synthelabo die größte Transaktion, die maßgeblich für die Dominanz des Bereichs Pharma gegenüber den anderen Segmenten verantwortlich war: 58 Prozent des Wertes aller M&A-Transaktionen (2003: 40 Prozent) sind der Sparte Pharma zuzuordnen, 27 Prozent dem Bereich medizinische Geräte (2003: 34 Prozent), die restlichen 15 Prozent kamen aus dem Bereich Gesundheits-Dienstleistungen (2003: 26 Prozent). Der Erwerb von Aventis war darüber hinaus die teuerste Pharma-Übernahme seit dem Merger von Pfizer mit Pharmacia im Jahr 2002.
Biotechnologie-Unternehmen auf dem Sprung zum Kapitalmarkt
Selbst wenn der Sektor Biotechnologie im Jahr 2004 vergleichsweise wenig Transaktionen zu verzeichnen hatte und die Volumina nicht die Höhe der Vorjahres erreicht hätten, zeichneten sich doch zwei Trends deutlich ab, so Dr. Volker Fitzner: "Nicht mehr die Pharma-Konzerne, sondern größere Biotech-Firmen schlucken kleinere Mitbewerber. Zudem setzen viele Biotech-Unternehmen ihre Hoffnung inzwischen wieder auf einen Börsengang (IPO, Initial Public Offering), um an notwendige finanzielle Mittel für Forschung, Entwicklung und Akquisitionen zu gelangen".
2004 stelle mit einem Emissionsvolumen von 7,2 Milliarden US-Dollar seit dem Jahr 2000 das beste IPO-Jahr für die Pharma-Industrie dar. "Branchen-Insidern zufolge stehen derzeit rund 200 Biotech-Firmen in den Startlöchern für einen IPO. Doch nicht alle werden die Voraussetzungen für einen Börsengang erfüllen und manchen wird das Geld auf dem Weg dorthin ausgehen. Die Konsolidierung der Branche wird sich damit fortsetzen."