Agrochemie in China: Zentralkomitee setzt auf Forschung & Entwicklung sowie Gentechnologie

PwC-Branchenreport China Risks and Rewards / Agrochemicals

20.05.2005

China gilt als einer der interessantesten Märkte für Agrochemie / Zentralkomitee favorisiert Gentechnologie /Chinesische Generika drücken die Preise auf dem Weltmarkt

Die Volksrepublik China ist mit einer landwirtschaftlichen Anbaufläche von 126 Millionen Hektar einer der interessantesten Märkte für Pflanzenschutz, Saatgut und Gentechnik weltweit. Chemieunternehmen können es sich nicht leisten, das Land der Mitte zu ignorieren. Es ist der viertgrößte Produzent von Chemikalien und der am schnellsten wachsende Abnehmer für chemische Produkte. Aktuellen Prognosen zufolge soll der weltweit größte Importeur für chemische Produkte bis zum Jahr 2006 zum drittgrößten Chemieproduzenten der Welt hinter den USA und Japan aufsteigen und Deutschland von dieser Position verdrängen.

Der Marktplatz China ist eine Herausforderung für die Chemiebranche - großen Chancen stehen erhebliche Risiken gegenüber. Das zeigt der Branchenreport Agrochemicals in China von PricewaterhouseCoopers (PwC), der den Auftakt der neuen Serie China Risks and Rewards bildet. Die Serie untersucht die Auswirkungen der derzeit weltweit sechstgrößten Volkswirtschaft auf eine Reihe von Industriesektoren. "Chinas eigenwillige Betrachtungsweise bei der Inbesitznahme von geistigem Eigentum und bei der Preisgestaltung entsprechender Produkte wird den Marktwert von Errungenschaften aus der Agrochemieforschung weltweit drastisch vermindern. Die Branche wird dies bald zu spüren bekommen, da der Patentschutz für neue, umweltverträgliche Pflanzenschutzmittel mit Umsätzen von mehr als 500 Millionen US-Dollar ausläuft", warnt Dr. Volker Fitzner, verantwortlicher Partner für die Chemiebranche im Bereich Advisory bei PwC Deutschland.

China: Starkes Interesse an Forschung und Entwicklung

Die Führungsspitze in Peking hat den Stellenwert von Forschung & Entwicklung für die Branche erkannt. Unternehmen wie Dalian Chemphy bauen verstärkt auf Eigenforschung. Gemeinschaftsunternehmen mit ausländischen Branchenvertretern sind gefragt, aber auch Unternehmensübernahmen sollen den Technologievorsprung des Auslands verringern. Peking zeigt zudem ein sehr ausgeprägtes Interesse an den Forschungsergebnissen, die multinationale Konzerne in Joint Ventures mit heimischen Geschäftspartnern erzielt haben.

Pflanzenschutzmittel: China weltweit unter fünf größten Produzenten

Bei der Produktion von Pflanzenschutzmitteln gehört China weltweit bereits zu den fünf größten Herstellern. 2003 lag der weltweite Umsatz Chinas mit Agrochemie bei 44 Milliarden US-Dollar. Der Bereich Pflanzenschutz trug 27 Milliarden US-Dollar (61 Prozent) zum Gesamtumsatz bei, Saatgut 17 Milliarden US-Dollar (39 Prozent). Der Umsatz mit Pflanzenschutzmitteln und gentechnisch manipuliertem Saatgut (GM) soll in China schneller steigen als in traditionellen Märkten.

Zentralkomitee fördert Gentechnologie

China muss beinahe 20 Prozent der Weltbevölkerung mit dem Ertrag einer Anbaufläche ernähren, die nur sieben Prozent der weltweit landwirtschaftlich nutzbaren Fläche entspricht. Getreide und Baumwolle stellen bislang die wichtigsten Anwendungsbereiche für Agrochemie in China dar. Bislang werden 2,8 Millionen Hektar Land in China mit gentechnisch manipuliertem Saatgut (GM) bestellt. Die Regierung nimmt die Bedenken der Verbraucher zwar ernst - gentechnisch veränderte Lebensmittel müssen entsprechend gekennzeichnet sein. Das Zentralkomitee hat allerdings deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die Regierung die Entwicklung der Technologie vorantreiben wird, da sie die Produktion von Lebensmitteln in ausreichender Menge sichert.

Pflanzenschutz: Stark fragmentierter Markt mit mehr als 200 Anbietern

Das sind verlockende Aussichten für Investoren. Die Branche in China verfolgt jedoch ganz eigene Gesetze. So sind zwar seit den 1990er-Jahren multinationale Konzerne wie Syngenta und Monsanto, Bayer (Aventis Crop Science) und DuPont aktiv. Der Markt für Pflanzenschutzmittel ist jedoch stark fragmentiert: Mehr als 200 Anbieter von Pflanzenschutzprodukten suchen Abnehmer für ihre Produkte. Der Löwenanteil der in China verkauften Ware stammt aus landeseigener Produktion - chinesische Großunternehmen setzen ihre Produkte aber auch immer erfolgreicher im Ausland ab. Zhejiang Changxing Zhongshan Chemical, nach eigenen Angaben führender Produzent von Triazin-Herbiziden und - Derivaten, führt 56 Prozent der Jahresproduktion von insgesamt 15.000 Tonnen aus. Der Pestizidspezialist Dalian Chemphy Chemicals kommt auf einen Exportanteil von mehr als 70 Prozent.

In China werden bevorzugt Generika produziert und dann exportiert. Das erhöht den Preisdruck im Ausland. In den USA ist beispielsweise eine Generika-Version des weltweit meistverwendeten Pflanzenschutzwirkstoffs Glyphosat für 10 US-Dollar je Gallone auf dem Markt - made in China. Premiumprodukte des Totalherbizids kosten auf dem US-Markt sonst bis zu 20 US-Dollar.

Die Studie Agrochemicals in China kann im Internet kostenfrei heruntegeladen werden.

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