Starkes Gift soll heilen

Das Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie nimmt Wirkstoffe gegen Krebs unter die Lupe

06.05.2005

Mit mehr als 720.000 Euro fördert die Volkswagenstiftung zwei Projekte, an denen das Berliner Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) beteiligt ist. Die Bewilligungen sind eingebettet in eine größere Förderinititative zur Untersuchung der so genannten molekularen Konformation. Wie die Volkswagenstiftung jüngst mitteilte, stellt sie für zehn neue Vorhaben in diesem Bereich insgesamt rund 4,3 Millionen Euro zur Verfügung. Am FMP sind zwei Arbeitsgruppen darin eingebunden: die Abteilung NMR-unterstützte Strukturbiologie und die Abteilung Peptid-Chemie und -Biochemie. In beiden Projekten mit FMP-Beteiligung geht es um ein grundlegendes Verständnis von Vorgängen auf molekularer Ebene.

So wollen die Forscher in dem einen Vorhaben mit dem Titel "Understanding and exploiting conformational effects on interaction of binding small molecules to the colchicine binding site of tubulin" die Wechselwirkung von Tubulin mit ganz bestimmten Wirkstoffen besser verstehen. Dieses Vorhaben koordiniert Prof. Hans-Günther Schmalz (Universität Köln). Tubulin ist die Hauptkomponente der Mikrotubuli, die ihrerseits eine wichtige Rolle bei der Organisation der Chromosomen während der Zellteilung spielen. Insbesondere bei der Krebs-Chemotherapie werden deshalb oft Arzneien eingesetzt, welche die im Zuge einer Krebserkrankung oft beschleunigte Zellteilung hemmen. Dies geschieht, indem sie die Polymerisation des Tubulins zu Mikrotubuli beeinflussen. An die so genannten alpha-, beta-Tubulin-Untereinheiten binden eine Vielzahl kleiner organischer Moleküle, darunter auch das Alkaloid Colchicin - das Gift der Herbstzeitlosen. Ziel des Vorhabens ist es, die Wechselwirkung von Tubulin mit Colchicinoiden und vergleichbaren Wirkstoffen auf molekularer Ebene besser zu verstehen. Dazu werden neue Colchicin-Analoga und andere Tubulin-bindende Moleküle mit Hilfe moderner Methoden synthetisiert oder aus Substanzbibliotheken herausgefiltert, um sie anschließend einer Vielzahl biochemischer und biologischer Untersuchungen zu unterziehen.

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