Sanofi-Aventis-Chef Dehecq warnt vor Abwanderung der Pharmaindustrie
(dpa-AFX) - Jean-Francois Dehecq, Vorstandschef des französischen Pharmakonzerns Sanofi-Aventis, hat mit harschen Worten die Gesundheitspolitik der Bundesregierung kritisiert. In einem Interview mit "manager magazin Online" sagte Dehecq, er könne "keine Garantien" für die Arbeitsplätze von Sanofi-Aventis in Deutschland geben, "wenn sich die deutsche Gesundheitspolitik nicht ändert". "Wir werden dafür kämpfen, alle Fabriken und unsere Forschung im Frankfurter Industriepark Höchst aufrechtzuerhalten - aber nur, wenn wir korrekt behandelt werden", sagte der Sanofi-Aventis-Chef.
Im April hatte Sanofi-Aventis in Verhandlungen mit dem Betriebsrat für Aventis-Mitarbeiter bis Ende 2007 betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Diese Regelung gelte für alle Bereiche, also sowohl für den Vertrieb, das Marketing wie auch für die Produktion, sagte der Betriebsratsvorsitzende am Standort Frankfurt Michael Klippel damals.
DESASTER
Dehecq beklagt, dass die derzeitige Diskussion über die Medikamentenpreise in Deutschland die verheerendste in der ganzen Welt sei. "Die Preise von innovativen Arzneimitteln sollen an die Preise von Nachahmerpräparaten gekoppelt werden - so etwas gibt es sonst nirgendwo." Die Folge dieser Politik sei, "dass die Preise der Nachahmerpräparate steigen, obwohl deren Anbieter kein Geld für die Forschung ausgeben mussten. Gleichzeitig sinken die Preise für die forschungsintensiven, innovativen Medikamente." Dies sei ein Desaster.
Der Konzern ist mit 100.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 25 Milliarden Euro das drittgrößte Pharmaunternehmen der Welt. Sanofi-Aventis mit Sitz in Paris war im August dieses Jahres durch die Übernahme von Aventis (vormals Hoechst und Rhone-Poulenc) entstanden. Sanofi-Aventis beschäftigt in Deutschland rund 10.000 Mitarbeiter, die meisten arbeiten im Frankfurter Industriepark Höchst, wo die ehemaligen Aventis-Fabriken sowie große Forschungslabors angesiedelt sind.
INVESTITIONSSTOPP ANGEDROHT
Die Schließung von Fabriken und der deutschen Forschung stehe derzeit nicht zur Diskussion, betonte Dehecq. Sein Unternehmen werde aber langfristig nicht in einem Land investieren, in dem kein Geld zu verdienen sei. Wenn die Pharmaindustrie in Europa " und insbesondere in Deutschland " keine guten Geschäfte mehr machen könne, sagte Dehecq, "dann wandert die Forschung ab, und letztlich wird auch die Produktion verlagert. Am Ende gibt es auf dem alten Kontinent keine Pharmaindustrie mehr. Dann fließt das ganze Geld nur noch in die USA. Dagegen kämpfe ich."
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