Endokrin wirksame Substanzen - Herausforderungen für die Pflanzenschutzmittelindustrie
Endokrine Disruptoren (kurz: EDs), also Substanzen, die das hormonelle Funktionieren von Mensch und Tier verändern, stehen auf der Agenda der EU-Chemikalienpolitik ganz oben. Über 550 Stoffe hat die EU-Kommission bereits identifiziert, die eingehender auf ihre endokrine Wirkung hin überprüft werden sollen. Das erzeugt Handlungsbedarf bei Erzeugern, Importeuren und Regulierern von Pflanzenschutzmitteln: Neue Testverfahren müssen erprobt und in zukünftige Regulierungsvorgänge integriert werden. Die Europäische Kommission hat 20 Millionen Euro an einen Forschungs-Verbund vergeben, der sich auf endokrine Disruptoren konzentriert. Dieser Verbund ("Cluster") von 64 europäischen Organisationen, die an vier verschiedenen Vorhaben arbeiten, soll einen direkten Beitrag zur neuen Chemikalienstrategie der EU leisten. Auf der Fresenius-Konferenz trafen Vertreter der EU-Kommission, des Umweltbundesamtes, der World Health Organization WHO und der OECD auf Wissenschaftler aus Universitäten und Chemie-Industrie. So berichtete zum Beispiel Canice Nolan von der EU-Kommission, wie die EU-Richtlinie 91/414 die Erfassung von EDs regeln soll. Andreas Gies vom Umweltbundesamt schilderte die Situation in Deutschland.
"Wir wissen heute viel mehr über die Wirkung von Endokrinen Disruptoren als noch vor einigen Jahren. Entscheidend ist nun allerdings, das rasant zunehmende Wissen in Ansätze für eine Risikobewertung von ED umzusetzen. Diese sollten pragmatisch sein und gleichzeitig die potenziellen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt abschätzbar machen" fasst Tagungsleiter Ralf Schulz von Syngenta (Bracknell/England) den aktuellen Diskussionsstand zusammen. Auf der Tagung wurden neue Test- und Screeningmethoden vorgestellt. Zum Beispiel stellte Werner Kloas vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (Berlin) Teststrategien für den Nachweis von endokrinen Mechanismen bei Amphibien. Sabine Zok von der BASF AG (Ludwigshafen) diskutierte die Bedeutung von Langzeit-Untersuchungen bei Vögeln und Säugetieren, die mindestens zwei Generationen in die Auswertungen einbeziehen.
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