Bei jedem zweiten schweren Verbrechen Erbgut-Analyse

09.02.2004

Köln (dpa) - Bei praktisch jedem zweiten schweren Verbrechen wird nach Angaben eines Rechtsmediziners eine Erbgut-Analyse eingeholt. «Wenn es schnell gehen muss, können wir bei einem Kapitalverbrechen eine Analyse binnen 48 Stunden erstellen», sagte der Direktor des Rechtsmedizinischen Instituts der Universität Köln, Professor Markus A. Rothschild, am Freitag zu Beginn einer zweitägigen Expertentagung in Köln. In Deutschland sind nach Angaben das Rechtsmedizinischen Instituts Münster bereits die genetischen Fingerabdrücke von rund 350 000 Menschen in einer zentralen Datei des Bundeskriminalamts (BKA) gespeichert.

Jeden Tag lieferten vor allem die Landeskriminalämter und Rechtsmedizinischen Institute die Daten von weiteren 1000 Menschen an das BKA. Mit diesen Daten könnten teilweise sogar Straftaten aufgedeckt werden, die bis zu 20 Jahre zurücklägen.

Trotz der großen Bedeutung der DNA-Gutachten gebe es weder eine vorgeschriebene Ausbildung für Rechtsmediziner noch externe Kontrollen, sagte der Leiter der Münsteraner Rechtsmedizin, Professor Bernd Brinkmann. Der Berufsstand kontrolliere sich aber seit Mitte der 80er Jahre selbst über so genannte Ringtests.

Nach der am Donnerstag vorgestellten jüngsten Studie mit eigens dafür genommenen Testspuren haben 13 von 154 teilnehmenden europäischen Labors Analyse-Fehler gemacht. Den 80 beteiligten deutschen Labors waren sechs Einzelfehler unterlaufen. Nach Brinkmanns Angaben kann durch eine falsche Analyse möglicherweise ein Täter einmal nicht erkannt werden. Es sei aber nicht mal theoretisch möglich, dass ein Unschuldiger dadurch verurteilt werde.

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