BioPlanta GmbH will Wirkstoffe gegen Krebs aus Laborpflanzen gewinnen
Erstmals weltweit habe die in der Leipziger Bio City angesiedelte BioPlanta in einem Großversuch modellhaft Lavendel und Johanniskraut im Bioreaktor erzeugt, sagt Projektmanager Dirk Wilken. Damit habe das Unternehmen die Grundlage für die industrielle Produktion von Wirkstoffen aus Biomasse geschaffen. Die Experten hoffen, dass vom Ende dieses Jahres an die Wirkstoffproduktion anlaufen kann. Gegenwärtig experimentieren sie in ihren Labors mit etwa 20 Pflanzenarten.
Im Auftrag von Pharmaunternehmen arbeite BioPlanta gegenwärtig konkret an vier Produkten, erzählt Wilken. Eines davon soll noch in diesem Jahr die Zulassung bekommen und in die Großproduktion gehen. Details über diese Erzeugnisse werden bislang nicht genannt - es ist Stillschweigen vereinbart.
Außerdem laufen in den Labors von BioPlanta Entwicklungsarbeiten zur Gewinnung der Antikrebs-Wirkstoffe Taxol und Camptothecin sowie von Vincaalkaloiden aus Pflanzenmaterial. «In der jetzigen Phase geht es um die Optimierung des Wirkstoffgehalts», sagt Wilken. Der Vorteil dieser Art der Gewinnung beispielsweise von Taxol liege auf der Hand: Um die Dosis zur Behandlung eines einzigen Patienten herzustellen, mussten früher sechs 100 Jahre alte Eiben gefällt werden.
«Der weitaus größte Teil der zur Zeit verfügbaren Krebsmittel ist pflanzlichen und tierischen Ursprungs», erklärte der Ärztliche Direktor an der Klinik für Tumorbiologie Freiburg zu den Entwicklungen von BioPlanta. «Insofern ist die Entwicklung von Krebswirkstoffen auf der Grundlage der Baupläne von Pflanzen konsequent. Taxol, Camptothecin und Vincaalkoloide zeigen eine breite antitumorale Wirksamkeit. Ihre Herstellung im Bioreaktor scheint ein attraktiver Ansatz zu sein.»
Im Moment sucht das mitteldeutsche Unternehmen Partner in der Pharmaindustrie, um weitere Wirkstoffe industriell herzustellen, sagte Wilken. Noch in diesem Jahr soll der Prototyp von Taxol fertig sein. «Schon eine Zulassung wäre ein wichtiger Erfolg für unser Unternehmen», fügt Wilken hinzu.
BioPlanta hatte 1991 zunächst ganz klein - mit nur zwei Mitarbeitern - angefangen. Damals stand zunächst die Entgiftung von Wässern und Schlämmen durch Pflanzen auf dem Programm. «Schon 1993 kam das Unternehmen, das aktuell 14 Mitarbeiter beschäftigt, in die schwarzen Zahlen. Seither haben wir ein positives Produktions- und Finanzergebnis», sagt Geschäftsführer Gerth. Als zweite wichtige Säule zur Umweltsanierung kam 1999 die Erzeugung von Wirkstoffen für Medikamente hinzu.
Das Vorzeigeprojekt für die Umweltsanierung ist in Schladitz bei Leipzig zu besichtigen. Seit die Sanierung der Klärschlammdeponie der Kommunalen Wasserwerke Leipzig 1995 begann, seien deutliche Fortschritte erzielt worden, teilt BioPlanta selbstbewusst mit . Bei einigen Schadstoffen seien die Sanierungsziele schon erreicht, bei einigen bewegten sie sich auf den Grenzwert zu. Das Wesen des Verfahrens besteht darin, dass die eingesetzten Pflanzen, in denen sich die Schadstoffe anreichern, nach der Ernte verbrannt und entsorgt werden.