Technologie-Unternehmen der Kölner Region liefert weltweit Bio-Moleküle für neue Medizin gegen Krebs

19.12.2003

MIT - Krank machende Gene ausschalten, das ist eine Idee, an der Wissenschaftler in aller Welt arbeiten. Das erste Medikament gegen Krebs, das dies kann, soll bereits nächstes Jahr auf den Markt kommen. Weitere werden folgen. Die Girindus AG, ein an der Börse notiertes Biotechnologie-Unternehmen mit Hauptsitz in Bensberg bei Köln, liefert Bausteine für diese Technologie: kurze strangförmige Bio-Moleküle, so genannte Oligo-Nukleotide aus DNA oder RNA.

Erkenntnisse amerikanischer Wissenschaftler belegen, dass spezielle RNA-Moleküle ganz bestimmte Abschnitte auf der Abschrift der Erbinformation, blockieren. Dadurch können diese Gene nicht mehr in krank machende Proteine übersetzt werden und lebensbedrohende Krankheiten geheilt werden. Das entzifferte menschliche Genom liefert dazu die Grundlage, um zum Beispiel für Krebs verantwortliche Genabschnitte zu finden und neuartige, hoch wirksame Medikamente zu entwickeln. Kenner der Pharmabranche schätzen für dieses, als RNA-Interferenz bezeichnete Phänomen, ein enormes wirtschaftliches Potenzial. Zwar zielen die meisten Wirkstoffkandidaten auf die Bekämpfung von Krebs ab, doch auch bei der Entwicklung neuer Therapien gegen HIV und andere bislang unheilbare Virusinfektionen spielt die RNA-Interferenz eine entscheidende Rolle.

Bereits 1999 unterstützte das Land Nordrhein-Westfalen die Girindus AG mit einer Finanzspritze von 9,4 Mio. Mark, um innovative biotechnologische Verfahren unter anderem zur Herstellung von Oligo-Nukleotiden als neue Arzneiwirkstoffe zu entwickeln.

In Künsebeck bei Halle in Westfalen hatte Girindus bereits 1999 biotechnologische Produktionsanlagen von der Degussa AG und Pharma-Anlagen von der Asta Medica AG übernommen und stellt dort im großen Maßstab Wirkstoffe her. Dabei erfüllt der Wirkstoffhersteller die komplizierten Regelungen der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA. Das ist erforderlich, damit aussichtsreiche Wirkstoffkandidaten am Menschen getestet werden dürfen. Jetzt erweitert Girindus ihr Flüssig-Herstellungsverfahren für Oligo-Nukleotide, um sie in großen Mengen zu produzieren. Bereits im vergangenen Jahr hat das Unternehmen diese Technologie zum Patent eingereicht.

Das Tochterunternehmen Girindus America Inc. in Cincinnati, Ohio, USA, stellt Oligo-Nukleotide im so genannten Festphasen-Verfahren her und baut ebenfalls ihre Produktionskapazitäten aus. Kürzlich erhielt die Tochterfirma dazu vom Bundesstaat Ohio eine Förderung von 1,2 Mio. US-Dollar. Von Aventis hatte die Girindus AG 2001 in Cincinnati eine der modernsten Labor-, Pilot- und Produktionsanlagen erworben.

Etwa 90 Firmen erforschen weltweit die medizinische Wirkung von DNA- und RNA-Molekülen. "Rund 250 Oligo-Nukleotide befinden sich in der Entwicklung zum Medikament", schätzt Dr. Inga Gwose, Projektmanagerin für den Bereich Oligo-Nukleotide bei Girindus. "Voraussichtlich im nächsten Jahr wird ein neues Medikament mit einem Oligo-Nukleotid als Wirkstoff gegen den 'Schwarzen Hautkrebs' auf den Markt kommen", fügt die Biochemikerin hinzu. Wird die RNA-Interferenz der Therapie von Krebs und anderen schweren Krankheiten zum Durchbruch verhelfen, sind die Bensberger Biotechnologen als einer der weltweit größten Hersteller gut darauf vorbereitet, die Bio-Moleküle in großen Mengen herzustellen. Für Fritz Link, Vorstandsvorsitzender der Girindus AG, ist das ein guter Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken.

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