Pflanzen können drei Eltern haben
Molekularbiologen weisen seltenes Phänomen nach
Universität Bremen
Genetischen Trick verwendet
„In unserer Arbeit haben wir einen genetischen Trick verwendet, bei dem ein Gen zum Einsatz kommt, welches Pflanzen resistent macht gegen ein Herbizid – also ein Unkrautvernichtungsmittel“, erklärt Professorin Rita Groß-Hardt der Universität Bremen. „Wir haben dieses Gen in einen der Väter eingebracht. Zusätzlich haben wir ein Element, welches dieses Gen aktivieren kann, in einen zweiten Vater eingefügt“, so die Molekularbiologin. Im Anschluss haben die Forscher eine dritte Pflanze (Mutter) mit Pollen beider Väter bestäubt. Bei einer normalen Befruchtung verschmilzt nur die Spermazelle eines Vaters mit der Eizelle. In einem solchen Fall wird das Gen für die Herbizidresistenz entweder nicht vererbt, oder es ist nicht aktiv. Entsprechend überleben die Nachkommen die Behandlung mit dem Unkrautvernichtungsmittel nicht. In den seltenen Fällen, in denen eine Eizelle mit den Spermazellen beider Väter verschmilzt, entstehen Pflanzen, die gegen das Herbizid resistent sind. Durch dieses zur Patentierung eingereichte Hochdurchsatzverfahren konnten die Wissenschaftler über 100.000 Keimlinge bezüglich ihrer Herkunft untersuchen und so triparentale Nachkommen identifizieren – also Pflanzen mit drei Eltern.
Welche Relevanz hat diese Forschungsarbeit?
Drei-Eltern-Kreuzungen haben möglicherweise ein großes Potenzial für die Pflanzenzüchtung, insofern dass sie ein neuartiges Werkzeug für die Hybridisierung von Pflanzen bieten. „Darüber hinaus werfen unsere Ergebnisse eine neues Licht auf die Evolution von Blütenpflanzen“, sagt Groß-Hardt. „Es ist weithin akzeptiert, dass die Zunahme an genetischen Kopien maßgeblich zur Evolution und Artenvielfalt von Blütenpflanzen beigetragen hat“, so die Wissenschaftlerin. „Die Arbeiten unserer Arbeitsgruppe, allen voran die von Thomas Nakel und Dr. Dawit Tekleyohans, zeigen, dass die Verschmelzung von einer Eizelle mit mehr als einer Spermazelle eine solche Zunahme an genetischen Kopien verursachen kann. Es erscheint daher wahrscheinlich, dass Polyspermie eine wichtige Rolle bei der pflanzlichen Evolution gespielt hat.“