Flüsse und Bäche in Niedersachsen mit Arzneimitteln belastet
30 Prozent aller Fließgewässer in Niedersachsen sind durch Arzneimittel belastet. Das ist das Ergebnis einer Studie, die der Jülicher Agrosphärenforscher Dr. Björn Tetzlaff jetzt im niedersächsischen Umweltministerium vorstellte. Die Rückstände gelangen über die Abwässer von Kläranlagen in die Flüsse. Laut Studie sind 7 Prozent der Flüsse hoch und sehr hoch, 7 Prozent mittel und 16 Prozent gering belastet. Hoch belastete Flussabschnitte sind typisch für die Ballungsräume Osnabrück, Hannover und Braunschweig. In diesen dicht besiedelten Gebieten führen Gewässer zum Teil zu wenig Wasser, um die Abwässer von Kläranlagen ausreichend zu verdünnen. Dementsprechend sind weite Abschnitte der Flüsse Hase, Wietze, Fuhse und Oker stark belastet.
NLWKN/Dr. Dieter Steffen
Auftraggeber der Studie ist der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Hintergrund ist die steigende Belastung der Oberflächengewässer mit den Resten von Medikamenten. Viele Arzneimittel werden vom menschlichen Körper nicht abgebaut und auch in Kläranlagen nicht zurückgehalten. So gelangen sie in Oberflächengewässer. Bislang unbekannt war jedoch, wie sich die die Konzentrationsniveaus räumlich verteilen und wo in Deutschland Belastungsschwerpunkte sind. Die Vielzahl an Arznei-Wirkstoffen (mehrere Tausend in Deutschland) sowie der demographische Wandel und die damit einhergehende Zunahme des Arzneikonsums verstärken das Problem. Ziel der Studie war es, alle niedersächsischen Fließgewässer auf Belastungen zu untersuchen.
Dazu simulierten die Jülicher Forscher den Abfluss in den Fließgewässern und verknüpften die Ergebnisse mit Daten zu 450 Kläranlagenabläufen. So ließ sich für jeden Flussabschnitt der Abwasseranteil an der natürlichen Wasserführung ermitteln und auf die zu erwartende Belastung mit Arzneimitteln schließen. Außerdem konnte die Belastungswirkung jeder einzelnen Kläranlage angegeben werden. Weitere Messdaten, unter anderem zu Arzneimittel-Konzentrationen, wurden verwendet, um die Berechnungsergebnisse zu überprüfen.
Mit den Ergebnissen der Studie werden nun gezielt weitere Detailuntersuchungen in den Belastungsräumen geplant. Das Niedersächsische Umweltministerium beauftragte auch damit die Jülicher Agrosphärenforschung.
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