Mit Viren Krebs bekämpfen
THM
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt das Vorhaben mit rund 430.000 Euro. Auf seiner Homepage präsentierte das BMBF im Juli OnkoVir als „Projekt des Monats“.
Nach den Herz-Kreislauferkrankungen ist Krebs die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Pro Jahr sterben bundesweit 224.000 Patienten an Krebs. Weltweit wird an unterschiedlichsten Methoden zur Krebsbekämpfung geforscht. Großes Potenzial erkennt die Wissenschaft im Einsatz onkolytischer Viren. Dabei nutzt man bestimmte Wirkmechanismen von Masern-, Pocken- oder Polioviren dazu, Krebszellen zu infizieren und den Tumor gezielt aufzulösen. Dieser neuartige Behandlungsansatz soll eine immunschwächende Chemotherapie ersetzen und - so die Hoffnung der Forscher - auch bei bisher unheilbaren Tumoren angewandt werden können.
In aktuellen klinischen Studien stellte sich heraus, dass für eine wirksame Behandlung von Krebspatienten onkolytische Viren in großen Mengen gebraucht werden. Pro Dosis werden bis zu zehn Billionen Viren benötigt. Mit herkömmlichen Verfahren kann man aber nur einen Bruchteil davon produzieren.
Hier setzt die Forschungsarbeit des THM-Teams an. Am IBPT leitet Prof. Czermak seit vielen Jahren die Arbeitsgruppe Bioverfahrenstechnik, Membrantechnologie und Zellkulturtechnik. Das Projekt OnkoVir, das bis Ende November 2018 läuft, hat das Ziel, die Herstellungsprozesse für onkolytische Masernviren so zu verbessern, dass aktive Viren in ausreichender Zahl für die Krebsbehandlung zur Verfügung stehen. Entscheidende Bedeutung hat dabei die Auswahl der produzierenden Wirtszellen und des Reaktionssystems. Um eine maximale Virenausbeute zu erzielen, untersucht die Gruppe, der Dr. Denise Salzig und Dr. Tobias Weidner, die Doktoranden Tanja Grein, Hauke Dieken und Daniel Loewe sowie Master-Studierende angehören, unterschiedliche Wirtszellen. Darüber hinaus entwickelt man neuartige Verfahren, um die Viren nach der Produktion von anderen Substanzen zu trennen, damit sie den hohen qualitativen Ansprüchen für einen therapeutischen Einsatz genügen.
Nach dem ersten Projektjahr zieht Prof. Czermak eine positive Zwischenbilanz: „Ich bin sehr stolz darauf, dass es meinem hochmotivierten Team inzwischen gelungen ist, eine geeignete Wirtszelle zu identifizieren, mit welcher in einem noch nicht optimalen Herstellungsprozess hohe Ausbeuten erreichbar sind. Die Ergebnisse wurden inzwischen zur Veröffentlichung bei einer renommierten internationalen Fachzeitschrift eingereicht. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch für die Aufreinigung der Viren im Projektverlauf Lösungen finden werden.“
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Die Zellkulturtechnik ist ein zentraler Pfeiler in der biotechnologischen und pharmazeutischen Forschung und Entwicklung. Sie ermöglicht das Wachstum und die Pflege von Zellen unter kontrollierten Laborbedingungen und bietet so ein Fenster in die molekularen und zellulären Prozesse des Lebens.
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