Ein Netzwerk für Langlebigkeit
Transkriptionsfaktoren beeinflussen die Lebensspanne von Rundwürmern
© MPI f. Biology of Ageing
Eine alternde Zelle macht erhebliche Veränderungen durch: Defekte Proteine werden nicht mehr beseitigt, Mitochondrien funktionieren nicht mehr richtig, die Zellen verlieren ihre Fähigkeit auf Nährstoffe zu reagieren. Alle diese Defekte verkürzen unsere Lebensdauer. Auf den ersten Blick scheinen sie auf zellulärer Ebene nichts miteinander zu tun zu haben. „Tatsächlich sind diese Alterungserscheinungen untereinander stark verknüpft“, sagt Adam Antebi, Direktor des Max-Planck-Instituts für Biologie des Alterns. „Wir haben ein Netzwerk aus Regulatoren gefunden, das alle diese unterschiedlichen zellulären Prozesse miteinander verbindet.“ Für ihre Untersuchungen nutzen die Forscher den Rundwurm Caenorhabditis elegans, ein häufig verwendeter Modellorganismus in der Altersforschung.
Alles begann mit einer Entdeckung, welche die Wissenschaftler bereits vor einigen Jahren gemacht hatten: Rundwürmer leben viel länger, wenn man ihnen ihre Keimzellen, aus denen später die Spermien und Eier hervorgehen, entfernt. „Wir wussten damals nicht, warum das passiert“, erklärt Antebi. Um genau dieser Frage nachzugehen, schalteten die Forscher bestimmte Gene im Wurm aus und testeten, ob die vorher langlebigen Würmer nun nur noch kurz lebten. Wenn dies der Fall war, nahmen sie an, dass sie ein Gen gefunden hatten, das die Lebenszeit verlängert. Am Ende hatten die Wissenschaftler eine Liste von Proteinen, welche das Leben verlängern. Viele von ihnen gehören zu den sogenannten Transkriptionsfaktoren – Proteine, die im Zellkern andere Gene an- und abschalten können.
Die entdeckten Transkriptionsfaktoren scheinen alle miteinander zusammen zu arbeiten. „Wir haben herausgefunden, dass sich alle diese Transkriptionsfaktoren gegenseitig regulieren und unterstützen. Tatsächlich arbeiten sie wie in einem Netzwerk zusammen“, sagt Antebi. Dieses Netzwerk beeinflusst unterschiedliche Prozesse in den Wurm-Zellen: das Recycling System, die Verdauung und die Wahrnehmung von Nährstoffen. „Am Ende läuft es immer darauf hinaus, dass sich der Stoffwechsel des Wurmes ändert. Der Stoffwechsel ist der Prozess, bei dem aufgenommene Nährstoffe im Körper in die benötigten Bausteine und Energie umgewandelt werden.“ Mit ihrer Untersuchung haben die Wissenschaftler einen ersten Einblick bekommen, wie Fortpflanzung, Stoffwechsel und Lebenszeit miteinander verflochten sind.
Originalveröffentlichung
Shuhei Nakamura, Özlem Karalay, Philipp S. Jäger, Makoto Horikawa, Corinna Klein, Kayo Nakamura, Christian Latza, Sven E. Templer, Christoph Dieterich, Adam Antebi; "Mondo complexes regulate TFEB via TOR inhibition to promote longevity in response to gonadal signals"; Nature Communications; 22 March 2016
Meistgelesene News
Originalveröffentlichung
Shuhei Nakamura, Özlem Karalay, Philipp S. Jäger, Makoto Horikawa, Corinna Klein, Kayo Nakamura, Christian Latza, Sven E. Templer, Christoph Dieterich, Adam Antebi; "Mondo complexes regulate TFEB via TOR inhibition to promote longevity in response to gonadal signals"; Nature Communications; 22 March 2016
Themen
Organisationen
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Holen Sie sich die Life-Science-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für Biotechnologie, Pharma und Life Sciences bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.