VolkswagenStiftung fördert verrückte Forschungsidee
Ziel des Projektes ist es, ein neues Konzept zu erforschen, wie die winzigen Computer in Zellen funktionieren. „In jeder Zelle werden gleichzeitig Hunderte von Signalen verarbeitet, das bedeutet viel Rechenarbeit, die dann in zelluläre Verhaltensweisen wie Zellwanderung, -teilung oder auch Zelltod umgesetzt wird. Unser Körper ist also quasi ein extrem effizienter Supercomputer“, so der Tumorbiologe Feller. „Unsere Theorie ist nun, dass die Signalverarbeitung deutlich eleganter funktioniert, als bisher angenommen wird und als es bis jetzt in den Lehrbüchern steht. Und wir glauben auch zu wissen, wie einige solcher ‚Computer‘ in Zellen funktionieren, wir können es nur noch nicht beweisen“, sagt Feller.
In dem Projekt wolle man sich insbesondere auf die Signalverarbeitung des sogenannten
c-Met-Rezeptors konzentrieren, den man beispielsweise in Leber-, Nieren- oder auch Muskelvorläuferzellen finde und der die Andockstelle für den Hepatozyten-Wachstumsfaktor (HGF) sei. Das Rezeptorsystem spiele ebenfalls eine Rolle bei der Teilung und Wanderung von Krebszellen, also bei der Metastasierung von Tumoren, so Prof. Feller. Langfristig könnten sich daher daraus eventuell auch neue Ansätze in der Krebsbehandlung ergeben.
In dem Rezeptorsystem wirkt das Protein Gab1 wie eine Plattform, an die andere Signalproteine andocken. Große Teile des Gab1 Proteins seien dabei nicht, wie bisher angenommen, ungeordnet und chaotisch, sondern durchaus funktionell strukturiert und koordiniert. Feller vergleicht es mit der Grundplatte eines Lego-Bausatzes, auf die die Steinchen aufgesetzt werden, nur dass es sich hier um ein hochdynamisches System handelt. „Wie genau das alles funktioniert, ist aber bisher relativ unbekannt“, sagt Prof. Feller. Um der Lösung des Rätsels ein Stück näher zu kommen, wolle man auch mit den Naturwissenschaftlichen Fakultäten der Universität Halle und mit Forschern der Magdeburger Universität zusammenarbeiten, ergänzt er.
Mithilfe des Geldes aus der Förderinitiative könne man nun „spielen“ und ohne Risiko forschen. Denn: Die Förderung ist unabhängig vom Ergebnis. Die 100.000 Euro der Stiftung sollen für Personal, Material und andere Kosten aufgewendet werden. „Das Geld ist eine Startfinanzierung und schließt eine Lücke in der deutschen Förderlandschaft. Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse dann in eine Anschlussfinanzierung münden“, sagt Feller.
Die Förderinitiative „Experiment!“ der VolkswagenStiftung unterstützt grundlegend neue Forschungsvorhaben mit ungewissem Ausgang in der Startphase. Ein Scheitern des Konzeptes und unerwartete Befunde werden als Ergebnis akzeptiert, heißt es von der VolkswagenStiftung. Das Angebot richtet sich an Forscher aus den Natur-, Ingenieur-, und Lebenswissenschaften einschließlich der Verhaltensbiologie und der experimentellen Psychologie, die eine radikal neue Forschungsidee verfolgen möchten.
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