Zuwachs für die Dresdner Biotechnologiebranche

24.07.2015 - Deutschland

Die Zellmechanik Dresden GmbH, ein Spin-off der TU Dresden, bringt ein Forschungsgerät auf den Markt, das u. a. den mechanischen Fingerabdruck von Blut bestimmen kann. Die Unternehmensgründung basiert auf der Entwicklung eines neuartigen Verfahrens zur Bestimmung der mechanischen Eigenschaften von Zellen in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Jochen Guck am Biotechnologischen Zentrum der TU Dresden (BIOTEC). Die Forschungsarbeiten wurden von der Europäischen Union, der Alexander von Humboldt-Stiftung und dem Freistaat Sachsen gefördert. Zwei der Erfinder der Methode bilden mit drei weiteren Mitgliedern das Gründungsteam des Unternehmens.

Sylvi Graupner Fotografie

Prof. Jochen Guck (BIOTEC) und Dr. Oliver Otto mit dem von der Zellmechanik GmbH entwickelten Forschungsgerät, das u.a. den mechanischen Fingerabdruck von Blutzellen bestimmen kann.

„An Ostdeutschlands einziger Exzellenz-Universität, der TU Dresden, wurde einmal mehr zukunftsweisende Grundlagenforschung betrieben. Umso mehr freue ich mich, dass auch aus diesem Umfeld im Bereich der Biotechnologie Projekte zur Marktreife gebracht werden und neue Unternehmen entstehen – auch ermöglicht durch die effektiven Technologietransfer-Mechanismen am Standort“, sagt Heike Lutoschka, Abteilungsleiterin Wirtschaftsstrategie und Marketing im Amt für Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Dresden.

Neues Verfahren revolutioniert die Diagnostik von Krankheiten – Aussagen über den Gesundheitszustand sind früher und einfacher möglich

Im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren zur zerstörungsfreien Analyse von Zellpopulationen werden für die Methode „Real-Time Deformability Cytometry“ (RT-DC) weder Antikörper noch Fluoreszenz oder andere externe Biomarker benötigt. Die Information liegt in der Zelle selbst: „Die Zellen haben mechanische Eigenschaften, anhand derer sie unterschieden werden können. Krebszellen sind beispielsweise leichter verformbar als gesunde Zellen. Das können wir ertasten“, sagt Professor Guck.

Eine Hochgeschwindigkeitskamera, die mehrere tausend Bilder pro Sekunde schießt, stellt dabei Deformationen jeder einzelnen Zelle in Echtzeit fest. „So können wir die mechanischen Eigenschaften von mehreren hundert Zellen pro Sekunde messen. Das erlaubt uns in einer Minute Analysen, für die vergleichbare Technologien eine Woche benötigen“, erläutert Dr. Oliver Otto. So gelingt die Charakterisierung aller Blutzellarten inklusive Aktivierungsstatus der Zellen in nur 15 Minuten. Durch den hohen Durchsatz an Zellen reicht dafür ein Tropfen Blut aus. Etablierte Ansätze der medizinischen Diagnostik könnten damit durch einen einfachen und direkt zugänglichen Parameter ergänzt und damit die Anzahl zusätzlicher und teurer Analysen reduziert werden. „Das ist gerade bei dem mechanischen Fingerabdruck weißer Blutzellen entscheidend, der ein Abbild des Immunsystems und dessen Zustands ist “, so Dr. Otto weiter.

Preise und Auszeichnungen verweisen auf den Stellenwert des Verfahrens

Neben vielen anderen Preisen ist das Gründungsprojekt im Juli dieses Jahres mit dem 2. Platz beim Sonderpreis „Emerging Industries“ im Rahmen des europäischen C3-Projektes ausgezeichnet worden. Diese Auszeichnung ist für herausragende Projekte an der Schnittstelle von Informations- und Kommunikationstechnologie und Life Sciences vergeben worden.

Im Projekt C3-Saxony haben sich die Technologiecluster Silicon Saxony (Mikro- und Nanoelektronik) und biosaxony (Life Sciences) vereint, um gemeinsam die Entwicklung interdisziplinärer Technologien voranzutreiben. Das von der Europäischen Union geförderte Projekt wird vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr koordiniert.

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