Wertvolle Stoffe aus Abwasser
Copyright: TU Wien
Auf den ersten Blick sieht der Inhalt der Bioreaktoren an der TU Wien nicht unbedingt aus wie eine wertvolle Rohstoffquelle. Prof. Christoph Herwig arbeitet mit dem, was andere normalerweise loswerden wollen. Aus industriellem Abwasser gelingt es ihm am Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften der TU Wien, wertvolle Substanzen herzustellen – etwa Carotinoide, Biokunststoffe oder sogar Produkte für die pharmazeutische Industrie.
Entscheidend sind dabei ganz bestimmte Mikroorganismen: Sogenannte Halophile, die sich unter extremen Bedingungen besonders wohlfühlen. Sie gedeihen bei sehr hohen Salzkonzentrationen, bei denen andere Lebewesen absterben würden.
Nicht in die Kläranlage, sondern in die Bioraffinerie
In Zukunft wird es Bioraffinerien geben, die über ein komplexes System biochemischer Prozesse viele verschiedene Produkte liefern – ähnlich wie in Erdölraffinerien heute das Rohöl in viele unterschiedliche Inhaltsstoffe aufgeteilt und weiterverarbeitet wird. Die biochemischen Prozesse in der Bioraffinerie sind allerdings deutlich komplizierter.
Lange Zeit hat man solche Vorgänge bloß über Versuch und Irrtum verbessert, an der TU Wien geht man allerdings einen anderen Weg: „Für uns ist es entscheidend, die physiologischen Prozesse in unseren Bioreaktoren auf mechanistische Weise zu verstehen“, sagt Christoph Herwig. „Wenn man genau sagen kann, wie die Wirkungsmechanismen ineinandergreifen, kann man den Prozess viel besser weiterentwickeln und für die industrielle Produktion nutzbar machen.“ Außerdem lässt sich durch ein vollständiges Verständnis der biochemischen Abläufe auch rasch erkennen, wenn irgendwelche Probleme auftreten. Die Zellaktivität kann jederzeit beobachtet werden.
Die extrem halophilen Mikroorganismen, die an der TU Wien eingesetzt werden, eignen sich für ein weites Spektrum an industriellen Abwässern mit pH-Werten von 5 bis 11 und Salzfrachten bis zu 25% Gewichtsanteil und brauchen dabei nicht einmal sterile Rahmenbedingungen. Mehr als 95% der organischen Inhaltsstoffe des Abwassers können durch die an der TU Wien optimierten Prozesse in Wertstoffe umgewandelt werden.
Vom Plastik bis zum Krebsmedikament
„Die extremen Halophilen produzieren wertvolle Carotinoide, die in vielen verschiedenen Bereichen Anwendung finden – vom Lebensmittelfarbstoff bis hin zu Antikrebsmitteln“, sagt Christoph Herwig. „Außerdem liefern sie Polyhydroxybuttersäure, ein biologisch abbaubares Polymer, mit ähnlichen Eigenschaften wie Kunststoff, der heute aus Erdöl hergestellt wird.“
Die Prozesse, die im Labor entwickelt wurden, lassen sich recht einfach auf industriellen Maßstab hochskalieren – man kann das System jederzeit in bestehende Industrielagen einbauen und damit Kreisläufe von chemischen Prozessen erzielen. Prof. Christoph Herwig und sein Team präsentieren ihre „Waste-to-Value“-Technologie vom 13. bis 17. April bei der Hannover Messe 2015 (Stand der TU Wien, Halle 13, Stand E10).
Meistgelesene News
Themen
Organisationen
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Diese Produkte könnten Sie interessieren
Biostat STR von Sartorius
Biostat STR Bioreaktoren der Generation 3
Entwickelt für ultimative Upstream-Leistung
Ambr® 250 Modular von Sartorius
Mini-Bioreaktoren für Zell- und Gentherapien mit hoher Skalierbarkeit
Maximieren Sie Ihre Prozessentwicklung mit zuverlässigen Einweg-Gefäßen
Ambr® 250 HT Consumables von Sartorius
Effiziente Bioprozesse mit Einweg-Bioreaktoren
Minimieren Sie Reinigungsaufwand und maximieren Sie Flexibilität für Zell- und Mikrobiolkulturen
Brooks Instrument SLA Biotech-Serie von Brooks Instrument
Steuern Sie Bioprozesse effizient und präzise mit Durchflussreglern für Biotechnologie-Anwendungen
Die SLA Biotech-Serie ist speziell auf die Anforderungen in Bioprozessen hin entwickelt worden
SLAMf Biotech-Serie Massendurchflussregler von Brooks Instrument
SLAMf Durchflussregler mit robustem Gehäuse (IP66 / NEMA 4X)
Spezielle Ausstattung für Biotech-Prozessanlagen, geeignet für Spritzwasser und Hochdruckreinigung
Flexcell Systems von Dunn
Flexcell Zelldehnungsbioreaktoren für zelluläre Biomechanik-Anwendungen
Weltweit in über 1300 Laboratorien eingesetzt und in über 4000 Forschungspublikationen zitiert
Holen Sie sich die Life-Science-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für Biotechnologie, Pharma und Life Sciences bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.