Stresshormonspiegel beeinflussen Denkleistung bei Männern

24.11.2014 - Deutschland

Eine gestörte dynamische Regulierung des Kortisol-Spiegels (Stresshormon) mit einem veränderten Verhältnis der morgendlichen und abendlichen Werte des Stresshormons ist bei Männern – jedoch nicht bei Frauen – mit einer verminderten Denkleistung assoziiert. Dies berichten Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München (HMGU) im Fachjournal ‘Psychoneuroendocrinology’.

Trotz kontroverser Diskussion wird bereits seit längerem ein Zusammenhang zwischen Kortisolspiegeln und kognitiver Leistung vermutet. Eine verändertes hormonelles Gleichgewicht, insbesondere die Dysregulation der tagesrhythmischen (zirkadianen) Kortisol-Ausschüttung, scheint ein zugrundeliegender Mechanismus für eine verminderte Denkleistung im Alter zu sein.

Veränderte Kortisol-Ausschüttung korreliert mit verminderter Denkleistung bei Männern

„Eine chronische Zufuhr von Glukokortikoiden (menschliches Kortisol) wirkt neurotoxisch. Mit zunehmendem Alter kann das veränderte hormonelle Gleichgewicht bestimmte Hirnregionen, wie den Hippocampus, beeinflussen und so Gedächtnis und Denkleistung mindern“, erklärt Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig, Leiter der Arbeitsgruppe Mental Health am Institut für Epidemiologie II (EPI II) am HMGU. „Unsere Daten zeigen, dass eine veränderte Kortisol-Ausschüttung mit niedrigeren Werten am Morgen und höheren Werten am Abend deutlich mit einer verminderten Denkleistung bei Männern korreliert.“

Die Wissenschaftler werteten die Daten von 733 Teilnehmern der KORA-Age-Studie aus, die den Gesundheitszustand von Personen im Alter von 65 Jahren oder älter im Raum Augsburg untersucht. Die Kortisol-Spiegel wurden mittels Speichelproben bestimmt, die direkt bzw. 30 Minuten nach dem Erwachen und am späten Abend entnommen wurden. Der kognitive Status wurde anhand standardisierter Befragungen (TICS-m*) ermittelt.

„Geschlechtsspezifischer Zusammenhang erstmalig gezeigt“

„Der geschlechtsspezifische Zusammenhang zwischen Kortisollevel und Denkleistung wurde von uns erstmalig gezeigt“, sagt die Doktorandin und Erstautorin Hamimatunnisa Johar. „Männer schnitten außerdem in den Gedächtnis-Tests deutlich schlechter ab als Frauen, was für den beobachteten Zusammenhang ebenfalls eine Rolle spielen könnte.“

Hormonausschüttung ist Ansatzpunkt für neue interventionelle Strategien

Die Studie beweist den Zusammenhang zwischen kognitiver Funktion und verringerter Kortisolwirkung mit zunehmendem Alter. Entscheidend für eine eingeschränkte Kognition scheint die veränderte zirkadiane Rhythmik der Hormonausschüttung zu sein. Dies näher zu erforschen und so Demenz-gefährdete Individuen zu identifizieren, sei die Grundlage, um neue Interventionsstrategien gegen den Abbau kognitiver Fähigkeiten zu entwickeln, so die Wissenschaftler.

Ziel des Helmholtz Zentrums München ist es, neue Ansätze für Diagnose, Therapie und Prävention der großen Volkskrankheiten zu entwickeln.

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