Robben und Seelöwen brachten Tuberkulose in die Neue Welt
Wissenschaftler der Universität Tübingen, der Arizona State University, des Wellcome Trust Sanger Institute und des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts stiessen bei der Analyse tausendjähriger menschlicher Knochen in Peru auf ein heute ausgestorbenes Bakterium, das am nächsten mit dem heutigen TB-Erreger in Robben verwandt ist. Die Forscher vermuten, dass Robben das Bakterium aus Afrika an die Küsten Perus transportierten.
«Die Robben als Verbreiter der TB sind unerwartet», sagt Sebastien Gagneux vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH). «Der entsprechende Stamm kann Menschen zwar krank machen. Aber eine Ansteckung ist extrem selten und heute sicherlich keine weiterverbreitete Infektionsform.»
Ein neues Kapitel der Tuberkulose-Geschichte Lateinamerikas
Die Resultate werfen aber ein neues Licht auf die Geschichte der Tuberkulose in Amerika. Forschende gingen lange Zeit davon aus, dass die Krankheit erst mit der Kolonisierung der neuen Welt im 15. Jahrhundert durch menschliche Kontakte nach Amerika eingeschleppt wurde. «Es gab bereits früher Anzeichen, dass diese These so nicht stimmte und dass die Krankheit dort schon vorher existierte», sagt Gagneux. «Mit der Studie konnten wir nun den eigentlichen Erreger der präkolumbianischen Tuberkulose identifizieren».
Wichtige Impulse für die Impfstoffentwicklung
Tuberkulose bleibt eine globale Bedrohung. Neue Medikamente und Impfstoffe sind dringend notwendig um diese Infektionskrankheit zu bekämpfen. Mehrfach-Resistenzen gegen gängige TB-Medikamente steigen in Osteuropa, Asien und Teilen Afrikas dramatisch an. Neue Erkenntnisse zur der Entstehungsgeschichte der TB-Bakterien und deren Anpassung beim Sprung vom Tier zum Mensch könnten helfen, um neuartige Medikamente oder Impfstoffe und bessere Strategien zur Kontrolle der Krankheit entwickeln zu können.
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