AstraZeneca umgarnt Anleger
(dpa-AFX) Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca will seine Aktionäre wegen der unliebsamen Milliardenofferte von Pfizer mit neuen Mittelfristzielen auf seine Seite ziehen. Von 2017 an erwarte AstraZeneca ein starkes Wachstum der Umsätze auf mehr als 45 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023, teilte der im FTSE-100 notierte Arzneimittelhersteller am Dienstag in London mit. Die Milliardenofferte beschäftigt mittlerweile auch die Politik auf der Insel: Ein Ausschuss des britischen Unterhauses will Vertreter von Pfizer nun zur geplanten Übernahme befragen. Auch Astra-Vertreter würden eingeladen, sagte ein Sprecher am Dienstag.
Pfizer hatte vergangenen Freitag die Offerte für AstraZeneca erhöht und bietet nun 50 Pfund je Aktie oder insgesamt 63 Milliarden Pfund (rund 106 Mrd US-Dollar oder 77 Mrd Euro). Der Großteil soll mit Aktien bezahlt werden. In bar sollen rund 20 Milliarden Pfund fließen. AstraZeneca ließ den Rivalen trotz seiner höheren Offerte erneut abblitzen. Der Verwaltungsrat halte das neue Angebot für nicht ausreichend. AstraZeneca sei "massiv unterbewertet", hieß es aus London. Eine feindliche Übernahme von Astra habe Pfizer bisher zwar nicht angestrebt, es würden aber alle Optionen geprüft, hieß es am Montag in der Telefonkonferenz des US-Konzerns anlässlich der Zahlen zum ersten Quartal.
Pfizer-Chef Ian Read hatte in einem Brief an den britischen Premierminister David Cameron zugesichert, im Fall einer Übernahme ein Fünftel der Stellen im Bereich Forschung und Entwicklung in Großbritannien anzusiedeln. Wirtschaftsminister Vince Cable hatte am Montag gesagt, er habe mit den Chefs beider Konzerne gesprochen und betont, dass die britische Regierung "strikt neutral" sei.
Astra-Chef Pascal Soriot gab sich am Dienstag weiter kämpferisch. Mit den fünf Wachstumstreibern (dem Herzmittel Brilinta, dem Diabetesgeschäft, dem Atemwegsgeschäft, den Schwellenländern wie auch Japan) sei Astra für künftiges Wachstum gut aufgestellt. Soriot will auch die Entwicklung von Medikamenten für die Behandlung von Krebs- und Atemwegserkrankungen weiter voranzutreiben.
Astra steht derzeit wegen der Konkurrenz für ehemalige Kassenschlager vor großen Herausforderungen. Im ersten Quartal sank der operative Gewinn vor Sonderposten um 16 Prozent auf 1,95 Milliarden US-Dollar. Erst 2017 soll der Umsatz wieder auf dem Niveau vom vergangenen Jahr liegen - 2013 betrug er 25,7 Milliarden Dollar.
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