Milliarden-Übernahme: Bayer kauft Consumer-Care-Geschäft von Merck & Co.

Kaufpreis: 14,2 Milliarden US-Dollar

08.05.2014 - Deutschland

Bayer will das Consumer-Care-Geschäft des US-Pharmakonzerns Merck & Co., Inc., Whitehouse Station, NJ (USA), für 14,2 Milliarden US-Dollar (10,4 Milliarden Euro) übernehmen. „Diese Akquisition ist ein bedeutender Meilenstein auf unserem Weg zur angestrebten globalen Marktführerschaft im attraktiven Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln“, erklärte der Vorstandsvorsitzende von Bayer, Dr. Marijn Dekkers. „Zugleich stärken wir unsere Entwicklungsmöglichkeiten im Geschäftsfeld der Herz-Kreislauf-Therapien“, ergänzte Dekkers mit Blick auf eine ebenfalls mit Merck & Co., Inc. vereinbarte weltweite Entwicklungs- und Vermarktungskooperation auf dem Gebiet der Modulation von löslicher Guanylat-Zyklase (sGC). Hierfür wird Bayer von Merck & Co., Inc. eine Vorauszahlung von 1 Milliarde US-Dollar sowie erhebliche umsatzabhängige Meilensteinzahlungen erhalten.

Deutliche Stärkung des Consumer-Care-Geschäfts von Bayer

Durch die Akquisition wird Bayer im Geschäft mit rezeptfreien (Over-The-Counter – OTC) Produkten zum weltweit zweitgrößten Anbieter – dabei sind die zuletzt angekündigten umfangreichen Konsolidierungen in diesem hochattraktiven und wachsenden Segment der Gesundheitsindustrie berücksichtigt. Das OTC-Geschäft von Bayer wird in mehreren Therapiegebieten und Regionen deutlich verstärkt. Das Consumer-Care-Geschäft von Merck & Co., Inc. umfasst Marken wie Claritin™, Coppertone™ und Dr. Scholl’s™. Der Pro-forma-Umsatz des kombinierten Consumer-Care-Geschäfts von Bayer und Merck betrug im Jahr 2013 rund 7,4 Milliarden US-Dollar (5,5 Milliarden Euro), davon entfielen etwa 2,2 Milliarden US-Dollar auf Merck & Co., Inc. „Wir stärken Umfang und Ertragskraft unseres Consumer-Care-Geschäfts, das schon jetzt hohe Margen und stabile Cashflows erzielt, ganz erheblich“, betonte Dekkers.

„Mit dieser Transaktion erwerben wir führende Produktmarken, die Bayer zum OTC-Marktführer in Nord- und Lateinamerika machen. Zudem erlangen wir weltweite Top-Positionen in wichtigen OTC-Produktkategorien“, sagte Olivier Brandicourt, Vorstandsvorsitzender von Bayer HealthCare. „Die starke Dachmarke Bayer wird uns dabei helfen, das Potenzial der erfolgreichen Produktmarken weltweit noch besser auszuschöpfen. Wir erwarten ein besonders starkes Wachstum in Schlüsselmärkten außerhalb der USA, wo das kombinierte Geschäft von unserer starken Vertriebsorganisation profitieren wird.“ Mit Vollzug der Akquisition erlangt Bayer die globale Spitzenposition in zwei der fünf wichtigsten Segmente der rezeptfreien Gesundheitsprodukte: Dermatologie und Magen-Darm-Erkrankungen. In der Kategorie Erkrankungen der oberen Atemwege (Erkältung/ Allergien/Nasennebenhöhlen/Grippe) steigt Bayer weltweit zur Nummer zwei auf. Im Segment Nahrungsergänzungsmittel wird das Unternehmen weiterhin den zweiten Rang belegen und in der Schmerztherapie den dritten.

Der Kaufpreis von 14,2 Milliarden US-Dollar beinhaltet eine Zahlung für das Claritin™- und Afrin™-Geschäft in bestimmten Ländern, in denen diese Produkte noch rezeptpflichtig sind. Aus dem Kaufpreis ergibt sich für 2013 pro forma ein EBITDA-Multiple von 21x. Bayer rechnet ab dem ersten Jahr nach dem Vollzug mit signifikanten Steuereinsparungen. Darüber hinaus erwartet Bayer aus der Integration erhebliche Kostensynergien, etwa bei Marketingaufwendungen und Herstellungskosten, in der Größenordnung von 200 Millionen US-Dollar pro Jahr ab 2017. Zudem sollen die erhöhte Vertriebskraft und die Nutzung der globalen Infrastruktur von Bayer dabei helfen, die von Merck & Co., Inc. erworbenen Marken in Schlüsselländern außerhalb der USA einzuführen und so 2017 bereits zu Umsatzsynergien in Höhe von etwa 400 Millionen US-Dollar führen. Die Einmalkosten im Zusammenhang mit der Transaktion und der Zusammenführung der Geschäfte setzt Bayer mit insgesamt etwa 0,5 Milliarden US-Dollar vornehmlich in den Jahren 2014/2015 an.

Bayer will die Akquisition mit einem Brückenkredit zwischenfinanzieren, der von der Bank of America Merrill Lynch, BNP Paribas und Mizuho bereitgestellt wird. Die anschließende Aussyndizierung soll an eine größere Gruppe aus dem Kreis der Bayer-Kernbanken erfolgen. Bei der späteren Ausfinanzierung am Kapitalmarkt ist die Begebung von vor- und nachrangigen Anleihen geplant. Die Akquisition soll bereits im ersten Jahr nach Vollzug einen sofortigen positiven Beitrag von 2 Prozent zum bereinigten Konzernergebnis je Aktie leisten. Die Transaktion ist noch von den zuständigen Kartellbehörden freizugeben und soll im zweiten Halbjahr 2014 abgeschlossen werden.

Das Consumer-Care-Geschäft von Merck & Co., Inc. gehört zu den großen OTC-Anbietern weltweit und hat eine starke Position in Nordamerika, dem größten OTC-Markt der Welt. 2013 erzielte das Geschäft rund 70 Prozent seines Umsatzes in den USA, wo es führende Markenpositionen belegt. Zu dem Geschäft gehören Produkte vorwiegend in den Bereichen Erkrankungen der oberen Atemwege, Dermatologie inklusive Sonnenschutz, Fußgesundheit und Magen-Darm-Erkrankungen. Die wichtigsten Marken sind Claritin™ (Allergien), Coppertone™ (Sonnenschutz), Dr. Scholl’s™ (Fußgesundheit), MiraLAX™ (Magen-Darm-Erkrankungen) und Afrin™ (Erkältung). Die Sparte beschäftigt rund 2.250 Mitarbeiter und hat ihren Sitz in New Jersey (USA). Die Produktion ist an den Standorten Cleveland, Tennessee (USA), Chatsworth, Georgia (USA), Pointe Claire, Quebec (Kanada) und Shanghai (China) angesiedelt. Der Forschungs- und Vertriebsstandort für Sonnenschutz und Fußgesundheit befindet sich in Memphis, Tennessee (USA). Das fusionierte Geschäft soll seinen Hauptsitz am bisherigen Bayer-Standort in Whippany, New Jersey (USA) haben.

Strategische Pharma-Kooperation auf dem Gebiet der sGC-Modulation

Im Rahmen einer weiteren Vereinbarung gehen Bayer und Merck & Co., Inc. eine strategische Pharma-Kooperation auf dem Gebiet der Modulation von löslicher Guanylat-Zyklase (sGC) ein. Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den wichtigsten Therapiegebieten. Ungeachtet bisheriger Erfolge besteht hier ein hoher medizinischer Bedarf bei verschiedenen Krankheiten wie zum Beispiel bestimmten Formen der Pulmonalen Hypertonie und Herzschwäche. Neuartige sGC-Modulatoren bieten möglicherweise neue Therapieansätze für derartige Erkrankungen. Allerdings sind erheblicher Forschungsaufwand und umfangreiche klinische Studienprogramme erforderlich, um die Möglichkeiten dieser Wirkstoffe voll zu erfassen. Durch die jetzt vereinbarte Kooperation bündeln zwei der führenden Unternehmen auf diesem Gebiet ihre Kompetenzen.

„Die Expertise und globale Präsenz von Merck im Therapiegebiet Herz-Kreislauf machen das Unternehmen zum idealen Partner für unsere sGC-Programme“, sagte Dekkers. „Wir sind fest davon überzeugt, dass wir durch diese Zusammenarbeit bessere Chancen haben, neue Medikamente für mehr Patienten bereitstellen zu können – ganz im Sinne unserer Mission ,Science For A Better Life‘.“

„Wir bündeln unsere Ressourcen auf dem Gebiet der sGC-Modulation und schaffen eine gemeinsame Entwicklungs- und Vermarktungskooperation. Dies ermöglicht beiden Firmen, das medizinische Potenzial der neuartigen sGC-Modulatoren besser zu erforschen“, erklärte Kenneth Frazier, Chairman und Chief Executive Officer von Merck & Co., Inc.

Die Kooperation umfasst das zur Behandlung bestimmter Formen des Lungenhochdrucks zugelassene Bayer-Medikament Adempas™ (Riociguat) sowie dessen Entwicklung für weitere Indikationen. Ebenfalls eingeschlossen ist der Entwicklungskandidat Vericiguat, der sich augenblicklich in zwei Phase-IIb-Studien der klinischen Prüfung zur Behandlung der chronischen Herzinsuffizienz befindet. Die Partner haben darüber hinaus vereinbart, dass weitere sGC-Modulatoren, die derzeit in frühen Forschungs- oder Entwicklungsstadien sind, in die Kooperation aufgenommen werden können.

Kosten und Erträge der sGC-Modulatoren entfallen zu gleichen Teilen auf Bayer und Merck & Co., Inc. Die Unternehmen werden eine gemeinsame Entwicklungs- und Vermarktungsstrategie erarbeiten. Bayer wird die Führungsrolle bei der Vermarktung von Adempas™ in Nord- und Lateinamerika übernehmen, Merck & Co., Inc. außerhalb dieser Regionen. Für Vericiguat sowie für weitere für die klinische Entwicklung in Frage kommende sGC-Modulatoren wird Bayer die Vermarktung außerhalb von Nord- und Lateinamerika steuern, Merck & Co., Inc. seinerseits in diesen Regionen. Beide Unternehmen haben die Option zur Mitvermarktung von Adempas™ und nachfolgenden sGC-Modulatoren im jeweils anderen Gebiet. „Diese Zusammenarbeit zeigt unser Engagement für die sGC-Modulatoren und gibt uns die Möglichkeit, das Potenzial dieser vielversprechenden Herz-Kreislauf-Wirkstoffe noch besser auszuschöpfen“, sagte Brandicourt.

Merck & Co., Inc. wird Zahlungen von bis zu 2,1 Milliarden US-Dollar (1,5 Milliarden Euro) an Bayer leisten. Diese bestehen aus einer Vorauszahlung von 1 Milliarde US-Dollar (0,7 Milliarden Euro) und umsatzabhängigen Meilensteinzahlungen von bis zu 1,1 Milliarden US-Dollar (0,8 Milliarden Euro) für künftige gemeinsame Umsätze auf Basis von bestimmten Wirkstoffen aus der Zusammenarbeit, einschließlich Adempas™.

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