Antibiotika-Resistenz wird bei «Tripper» zum Problem

07.02.2014 - Schweiz

Gonorrhoe oder «Tripper» ist eine der häufigsten Geschlechtskrankheiten. Sie wird durch Bakterien ausgelöst, die zunehmend gegen Antibiotika resistent sind. Die Entwicklung von neuen Tests, die eine Erkrankung und zugleich eine allfällige Resistenz diagnostizieren können, ist dringend notwendig, sagt Nicola Low, Professorin am Institut für Sozial- und Präventivmedizin.

Über 100 Millionen Menschen weltweit stecken sich jährlich neu mit Gonorrhoe an, einer der häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. Obwohl die im Volksmund auch «Tripper» genannte Krankheit insbesondere Entwicklungsländer wie etwa Subsahara-Afrika und Lateinamerika betrifft, wird sie auch in der Schweiz zunehmend zum Problem: Rund 1500 Neuansteckungen gibt es pro Jahr, die Tendenz ist steigend.

Besorgnis erregen ausserdem zunehmende Berichte über Gonorrhoe-Fälle, die gegen Medikamente resistent sind. Experten warnen davor, dass sich die bakterielle Infektionskrankheit zu einem nicht behandelbaren «Superbazillus» entwickeln könnte. Deshalb fordert Nicola Low, Professorin am Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern, die dringende Entwicklung von Tests, die Gonorrhoe diagnostizieren und gleichzeitig eine antimikrobielle Resistenz entdecken können.

«Solche Tests kommen Gonorrhoe-Patienten zugute, indem sie eine individuellere Therapie ermöglichen und so auch die Verbreitung von Resistenzen verzögern können», sagt Nicola Low. Der gemeinsame Artikel von Nicola Low und internationalen Medizinern und Mikrobiologen erscheint heute in der Fachzeitschrift PLOS Medicine.

Keine Ersatz-Medikamente verfügbar

Gegen Gonorrhoe werden derzeit sogenannte Cephalosporine, eine Gruppe von Breitband-Antibiotika, eingesetzt. Die sich nun verbreitende Resistenz bei den Bakterien-Stämmen von Gonorrhoe ist laut den Forschenden besonders problematisch, da aktuell keine neuen Medikamente lizensiert sind, welche die Cephalosporine ersetzen könnten.

In diesem Zusammenhang weist Nicola Low auf die Möglichkeit hin, molekulare Diagnose-Methoden zu verwenden. Bereits verfügbar sind sogenannte Nucleic Acid Amplification Tests (NAAT). Sie vereinfachen die Probeentnahme und -speicherung und sind verglichen mit Kulturen-Tests sensitiver. «Nach heutigem Stand können NAAT jedoch keine antimikrobiellen Resistenzen aufdecken und somit nicht zu einer effektiven Therapie führen», so Low.

Deshalb sei es zentral, auf molekularer Basis neue Tests zu entwickeln. «Dies ist für die Weltgesundheit prioritär», ist Low überzeugt. «Antibiotika-Resistenz bei Gonorrhoe ist Teil des weltweiten Problems von Resistenzen gegen Medikamente. Wir brauchen starke, aktive Programme, um kritische Schwellenwerte von Antibiotika-Resistenzen zu entdecken, zu überwachen und ihnen bestenfalls zuvorzukommen», schreiben Low und ihre Kollegen im Artikel.

Der ideale Test solle gemäss Low innerhalb einer Stunde präzise Resultate liefern und eine individuell angepasste antimikrobielle Therapie schon beim ersten Arztbesuch ermöglichen. Mit dem gemeinsamen Forschungsprojekt RADAR-Go (Rapid Diagnosis of Antimicrobial Resistance in Gonorrhoea) des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin und Instituts für Infektionskrankheiten der Universität Bern, der Universitätsklinik für Infektiologie des Inselspitals Bern und der ETH Zürich wollen die Forschenden die Entwicklung eines solchen Tests nun schnellstmöglich angehen.

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