Würzen gegen Hepatitis-C

Curcumin hindert Hepatitis-C-Viren am Eintritt in Leberzellen

29.08.2013 - Deutschland

Das Gewürz Kurkuma aus der Gelbwurzel ist aus der indischen Küche nicht wegzudenken - vermutlich, weil die Menschen schon seit Jahrhunderten um seine verdauungsfördernde Wirkung wissen. Der Farbstoff Curcumin, der Curry und Co seine leuchtend gelbe Farbe verleiht, wirkt zudem krebshemmend. Wissenschaftler des TWINCORE in Hannover haben nun nachgewiesen, dass Curcumin ebenfalls gegen Hepatitis-C-Viren (HCV) wirkt: Der gelbe Farbstoff hindert die Viren daran, in die Leberzellen einzudringen.

TWINCORE

PD Dr. Eike Steinmann und Anggakusuma

Weltweit gelten etwa 130 Millionen Menschen als HCV-infiziert - in Deutschland leben ungefähr eine halbe Million Menschen mit dem Virus. "Das Hepatitis-C-Virus ist auf Leberzellen spezialisiert und eine chronische Leber-Infektion mit dem HCV ist inzwischen die häufigste Ursache für Lebertransplantationen", erklärt PD Dr. Eike Steinmann, Wissenschaftler am Institut für Experimentelle Virologie. Besonders problematisch ist die Zeit nach der Transplantation, denn die transplantierten Lebern werden durch Virenreservoirs im Körper schnell wieder mit HCV infiziert und von dem Virus zerstört. "Diese Reinfektion zu verhindern und damit das neue Organ vor der Infektion zu schützen ist ein große klinische Herausforderung", sagt Eike Steinmann.

"In meiner Heimat essen die Menschen Gelbwurzel, wenn sie Leberbeschwerden haben", erzählt der aus Indonesien stammende Wissenschaftler Anggakusuma, ebenfalls aus dem Institut für Experimentelle Virologie. "Das hat uns dazu angeregt, nach der Wirkung des Curcumin auf ein leberspezifisches Virus zu schauen." Mit Erfolg: In Zellkulturen verhindert der gelbe Farbstoff den Eintritt der HC-Viren in die Leberzellen, indem es die Flexibilität der Virenhülle verändert. Außerdem hemmt er den Übergang der Viren von einer Leberzelle zur nächsten. "Daraufhin haben wir Curcumin in Kombination mit den auf dem Markt befindlichen Medikamenten gegen HCV getestet und in Zellkulturen eine deutliche stärkere antivirale Wirkung der Kombination im Vergleich mit den einzeln verabreichten Medikamenten beobachtet." Und auch die Kombination aus Curcumin und grünem Tee - von dem Eike Steinmann bereits 2011 nachweisen konnte, dass sein Inhaltsstoff Epigallocatechin-3-gallat den Eintritt von HCV in Leberzellen hemmt - ist deutlich wirkungsvoller, als Curcumin oder grüner Tee allein.

Wird mit Kurkuma gewürzter grüner Tee nun das Standardgetränk auf der Transplantations-Station? "Die Ergebnisse machen natürlich Mut", sagt Eike Steinmann, aber Curcumin hat noch einen Haken: seine geringe Bioverfügbarkeit. Der Farbstoff wird im Organismus sehr schnell abgebaut und kann daher nur kurze Zeit nach der Einnahme wirken. Indonesische Partner der TWINCORE-Wissenschaftler arbeiten deshalb an neuen Formulierungen. Sie stellen Nanokristalle aus Curcumin her, die eine deutlich höhere Verweildauer im Körper haben als das normale Gewürzpulver. An der Formulierung muss jedoch weiter entwickelt werden, damit das gelbe Gewürz überhaupt gegen HCV eingesetzt werden kann. Die Wissenschaftler suchen derweil nach anderen Viren, die sich vielleicht ebenfalls mit der indischen Würze aus unseren Zellen aussperren lassen.

 

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