Startschuss für die Entwicklung
Stoffe, die Körperzellen in Stammzellen zurückverwandeln, schalten im Embryo alle Gene ein
© Wolfgang Driever
Die Freiburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erklären, dass das Zebrafisch-Protein Pou5f1, das dem menschlichen Oct4-Protein sehr ähnlich ist, als Haupteinschalter für die Embryogenese dient. Pou5f1 weckt die Gene aus der Ruhephase, in die sie sich nach der Befruchtung befinden. In allen Tieren steuern zuerst Proteine der Mütter in der Eizelle die Entwicklung, während die Gene des Embryos erst nach einiger Zeit aktiviert werden. Dieser Prozess geschieht zum Beispiel beim Zebrafisch, sobald der Embryo tausend Zellen hat. Diese „zygotische Genaktivierung“ programmiert die Zellen des Embryos um: Spezialisierte, sich schnell teilende Zellen, die keine neuen Genprodukte erzeugen, werden zu Stammzellen. Sie stellen viele Proteine her und können alle Zelltypen bilden – wie pluripotente Stammzellen. Für so genannte mesodermale Zellen, die Blut oder auch Muskeln bilden können, zeigen die Wissenschaftler, wie das Pou5f1-Protein die Kaskade an Genprodukten anstößt, die aus den Embryozellen Muskeln-, Blut- oder Knochenzellen macht. Dieses Regelnetzwerk ähnelt sehr dem der pluripotenten Stammzellen.
Es gibt bereits seit einigen Jahren pluripotente Stammzellen, doch es ist schwierig, diese gezielt und stabil in einen Zelltyp zu verwandeln – sind sie instabil, können Stammzellen zu Krebszellen werden. An dem im Zebrafisch entdeckten Regelnetzwerk von Pou5f1 können die Entwicklungsbiologinnen und -biologen nun weiter erforschen, wie aus Stammzellen bestimmte Zelltypen des Körpers entstehen und was sie stabil macht. Erst wenn es Wissenschaftlern gelingt, aus pluripotenten Stammzellen gezielt und sicher Gewebe zu bilden, können sie diese in der Medizin nutzen.