Prof. Dr. Johannes H. Schulte erhält Kind-Philipp-Preis 2012

24.05.2013 - Deutschland

Prof. Dr. Johannes H. Schulte von der Universität Duisburg-Essen (UDE) erhält die höchste deutsche Auszeichnung auf dem Gebiet der Grundlagenforschung von Leukämie und Krebs im Kindesalter, den Kind-Philipp-Preis. Die Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) würdigt damit die besondere Leistung seiner internationalen Forschergruppe im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Essen.

Sie entwickelt präzise Neuroblastomtherapien, die die molekularen Ursachen der Krankheit angreifen. Das Neuroblastom ist ein Tumor, dessen Zellen im unreifen Stadium verblieben sind. Er ist bei kindlichen Krebspatienten sehr verbreitet. Nach wie vor sterben mehr als die Hälfte aller Kinder mit einem biologisch ungünstigen Neuroblastom. Die Überlebenden leiden häufig lebenslang an den Spätfolgen der aggressiven Therapie.

Der Forschergruppe um Prof. Schulte ist es gelungen, die krebsauslösende Wirkung eines bestimmten Gens (Lin28b) bei der Neuroblastom-Entstehung aufzuklären. Prof. Schulte: „Mich faszinieren vor allem die klinischen Unterschiede der Neuroblastome, die von spontaner Ausheilung des Tumors bis zu raschem Fortschreiten der Krankheit trotz intensiver Therapie reichen.“ Einer seiner Arbeitsschwerpunkte ist die Analyse von kurzen, regulatorischen Nukleinsäuren, den sogenannten microRNAs. Lin28b bindet bestimmte microRNAs und unterdrückt so deren Wirkung. Schon seit längerem wird eine tumorauslösende Wirkung von Lin28b diskutiert.

Um die Bedeutung von Lin28b im Gesamtorganismus zu untersuchen, bauten die Forscher eine Extrakopie des Lin28b Gen in ein Mausgenom ein und aktivierten dieses Gen in der Neuralleiste, dem vermuteten Ursprungsgewebe der Neuroblastome. Tatsächlich entwickelten diese Mäuse aggressive Tumore dieses Typs. Wurden sie jedoch mit einer bestimmten Substanz behandelt (JQ1), führte dies zum programmierten Zelltod und Teilungsstopp der Tumorzellen.

In einem Teil der Neuroblastome befinden sich darüber hinaus auch Mutationen, die das ALK-Protein aktivieren und ihrerseits Tumore verursachen. Werden sie durch spezielle Medikamente unterdrückt, bilden sich auch die entsprechenden Neuroblastome zurück.

Mit diesen Experimenten konnte erstmals nachgewiesen werden, dass Lin28b und ALK wirklich Neuroblastome auslösen können. Außerdem konnte gezeigt werden, dass genau dies die geeignete Stelle für eine zielgerichtete Neuroblastomtherapie ist. Die Vorbereitungen zur Entwicklung entsprechender Therapiekonzepte laufen derzeit auf Hochtouren.

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