Transplantationsmedizin: Schnelltest zeigt, ob das Immunsystem aktiv ist
Unser Körper ist jeden Tag feindlichen Angriffen ausgesetzt und muss ständig zwischen Gut und Böse unterscheiden. Das Immunsystem setzt hierbei auf eine komplexe Abwehr: Weiße Blutkörperchen erkennen Viren, Bakterien, Giftstoffe und sogar Tumorzellen, schütten eine Reihe von Botenstoffen aus, aktivieren weitere Zellen und sorgen letztlich dafür, dass die Eindringlinge unschädlich gemacht werden. Auch das Cytomegalievirus aus der Familie der Herpes-Viren, welches für gesunde Menschen eher harmlos ist, wird auf diese Weise in Schach gehalten. Bei Patienten, die sich einer Organtransplantation unterziehen mussten, sieht es allerdings anders aus, wie Jan Dirks weiß: „Nach einem solchen Eingriff ist das Risiko, an einer CMV-Infektion zu erkranken, extrem hoch. Das Virus bereitet vielen Patienten Probleme.“
Jan Dirks forscht am Institut für Virologie in Homburg an der Immunabwehr von Menschen, die eine Nierentransplantation hinter sich haben. Ihn interessiert vor allem, wie das Immunsystem bei einer CMV-Infektion reagiert. „Unter anderem kann das Versagen der Immunantwort gegen CMV zum Verlust des transplantierten Organs beitragen“, erklärt der Biologe. Umso wichtiger ist es daher, dass die Ärzte schnell erkennen, ob die Immunantwort gegen das Virus bei den Betroffenen noch intakt ist.
Dirks arbeitet an einem Bluttest, der schnell aufzeigen soll, wie effizient das Immunsystem nach einer Transplantation noch arbeiten kann. Der Biologe untersucht Blutproben von Patienten, die eine neue Niere erhalten haben. Sein Hauptaugenmerk liegt dabei auf bestimmten weißen Blutkörperchen, den T-Zellen. „Nach einer Transplantation sind viele dieser Zellen durch die Immunsuppressiva gehemmt oder zerstört worden, sodass die Abwehr nicht richtig anlaufen kann“, berichtet der 31-Jährige weiter.
Für den Test machen sich die Forscher die Abwesenheit bestimmter Proteine auf den Oberflächen der T-Zellen zu nutze. „Diese Proteine verschwinden, nachdem die Zellen in Kontakt mit dem Virus gekommen sind“, erklärt der Biologe. Die Proben der betroffenen Patienten analysieren die Wissenschaftler mittels eines bestimmten Verfahrens, der Durchflusszytometrie. Dazu färben sie die Blutzellen ein. Die Forscher können im Anschluss die Zellen auszählen und auswerten, ob gegen CMV gerichtete T-Zellen vorhanden sind und wenn ja, wie viele. „Im Gegensatz zu bisherigen Tests haben wir schon nach einer Stunde ein Ergebnis vorliegen“, beurteilt Dirks die Resultate. „Außerdem ist unser Test leichter zu handhaben und weniger anfällig für Fehler.“
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