Gute Medizin verlangt nicht nur nach Hightech – Nutzen muss stimmen

MEDICA und COMPAMED im Spiegelbild des Marktes

21.11.2012 - Deutschland

Der Nachfragemarkt für Medizintechnik und Medizinprodukte verändert sich weltweit und die Anbieter geben darauf die passenden Antworten mit ihren Lösungen für eine qualitativ gute, aber auch wirtschaftliche medizinische Versorgung. Überzeugen konnte sich davon jeder in Düsseldorf im Rahmen der Medizinmesse MEDICA sowie der Fachmesse für den Zuliefermarkt der medizintechnischen Fertigung, der COMPAMED. Dem Leitmotto „Be part of the No. 1“ folgte die Fachwelt aus Arztpraxen, Kliniken, Labors, Handel, Industrie und der Gesundheitswirtschaft, zeigte an den vier Messetagen eindrucksvoll Präsenz und sorgte für stabile Besucherzahlen in den voll ausgelasteten Messehallen. Ein Trend, der sich schon seit Jahren bei der MEDICA abzeichnete, hat sich verstärkt: Es kommen immer mehr Top-Entscheider, auch aus kaufmännischen Bereichen. Insgesamt verfügen 93 Prozent der 130.600 Fachbesucher (2011: 134.500 Fachbesucher) über Entscheidungskompetenz. Da medizinisches Fachpersonal der mittleren Arbeitsebene besonderen Reiserestriktionen unterliegt, ist zudem der Anteil der internationalen Besucher starkes Indiz für eine hohe Entscheiderquote bei der MEDICA. Jeder Zweite kam aus dem Ausland, aus insgesamt mehr als 120 Ländern.

„Die MEDICA ist Spiegelbild des Marktes. Die weltweit knappen Budgets der Gesundheitssysteme führen dazu, dass kaufmännische Abteilungen und die Krankenkassen sich immer mehr in Investitionsentscheidungen einschalten. Außerdem konzentriert sich die Einkaufsmacht in Klinikverbünden und –ketten auf immer weniger TOP-Entscheider“, erklärt Joachim Schäfer, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf. Zugleich sieht Schäfer darin eine Bestätigung der mit dem MEDICA-Beirat abgestimmten langfristig angelegten Marketing-Strategie: „Mit neuen Veranstaltungsformaten wie dem MEDICA ECON FORUM, dem neu ausgerichteten MEDICA HEALTH IT FORUM, den englischsprachigen Seminaren im MEDICA TECH FORUM oder auch zielgruppengenauen Themen-Kampagnen sprechen wir die aus Sicht der Aussteller maßgebenden Entscheider direkt an. Denn an den Ständen wird nach Klasse und nicht Masse verlangt.“

Neuheiten – robust und vielseitig einsetzbar

Das von der Techniker Krankenkasse inhaltlich konzipierte MEDICA ECON FORUM  erfreute sich vom Start weg einer guten Besucherresonanz. Die mit hochkarätigen Teilnehmern aus Politik (z. B. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens), Industrie, Krankenkassen und medizinischer Praxis besetzten Vortrags- und Diskussionsrunden widmeten sich im Kern der Frage, wie Patienten auf wirtschaftlich vertretbare Weise am medizinischen Fortschritt teilhaben können und welchen Nutzen Innovationen dabei bieten.

Damit griff das MEDICA ECON FORUM eine zentrale Fragestellung auf, die auch die Geschäftsstrategien der 4.554 MEDICA-Ausstellern (aus 64 Nationen) mit ihrem Produkt- und Service-Angebot für die ambulante und stationäre Patientenbehandlung immer mehr beeinflusst.

So sind auf Grund des Kostendrucks, der nahezu alle vorwiegend öffentlich finanzierten Gesundheitssysteme prägt, nicht nur „Highend“-Techniklösungen gefragt. Die Anwender verlangen vielmehr nach robusten, bezahlbaren Produkten und Systemen für ein möglichst breites Einsatzspektrum. Exemplarisch dafür stehen Systeme für die medizinische Bildgebung (wie Ultraschall). Hier rüsten die Anbieter auch die Geräte im mittleren Preissegment mit fortschrittlichen Bildgebungstechnologien und Schallköpfen aus, die zuvor nur in der gehobenen Preiskategorie verfügbar waren. Updates sorgen ferner für neue Bedienfunktionen, ohne dass gleich das ganze System gegen ein komplett neu entwickeltes (teureres) Gerät ausgetauscht werden muss.     

Auch findet die reine Produktorientierung sukzessive ihre Ablösung durch Angebote von Komplettlösungen. „Hierzu zählen beispielsweise Finanzierung, After-Sales-Services oder auch modular auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Kliniken und Arztpraxen zugeschnittene Service-Pakete“, skizziert Jochen Franke, Vorsitzender des MEDICA-Beirates und Geschäftsführer Philips Healthcare, den Trend, dass sich Medizintechnik-Anbieter immer mehr zu Dienstleistern entwickeln.

Schwerpunkt Health IT: kompakt, mobil, vernetzt

Einen Schwerpunkt der MEDICA 2012 bildete u. a. die Health IT. Verstärkt nachgefragt sind kompakte Lösungen für eine bessere Vernetzung der Akteure im Gesundheitswesen, etwa für den Datentransfer zwischen Ärzten untereinander sowie für die Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Tablet-PC oder Smartphones sind diesbezüglich in Praxen und Kliniken immer mehr auf dem Vormarsch und damit ebenfalls die für den medizinischen Bereich passenden Mini-Software-Programme „Apps“. „Mobility IT“ lautet dazu das Schlagwort, das die Branche bewegt. Einen Überblick über die Vielfalt nützlicher Health-Apps gab der von der Firma dotopen koordinierte „AppCircus“ als Bestandteil des MEDICA HEALTH IT FORUM (Halle 15). Beispielhaft zu nennen ist die Applikation „Symptom Tracker“, ein Mini-Programm mit Tagebuch-Funktion zur genauen Erfassung von Symptomen, Arzneimittel-Einnahmen und der Speicherung von Arztterminen. Einfach in der Handhabung und doch mit hohem Funktionsumfang ausgestattet ist auch die App „PhysioForm“. Sie ermöglicht Physiotherapeuten, Trainings- und Behandlungspläne für Patienten zu erstellen, zu speichern und sogar ein Echtzeit-Patienten-Monitoring zur Kontrolle von Übungen durchzuführen.

Auch die „Entscheiderfabrik“ griff das Thema „mobile Endgeräte“ neben „Best Practices“-Projektpräsentationen am „LiveView“-Gemeinschaftsstand (Halle 15) auf, und zwar als Informationssession im Rahmen des Deutschen Krankenhaustages. Vermittelt wurden Erkenntnisse aus einer von mehreren Klinik-Ketten beauftragten Studie zu Erfahrungswerten in Bezug auf den Umgang mit den mobilen Geräten in verschiedenen Einsatzbereichen (z. B. bei der mobilen Visite oder in der Pflege).   

Wenn immer mehr Daten digital, flexibel und zugleich mobil verfügbar sein sollen, dann stellt sich auch die Frage nach der sicheren Datenspeicherung, insbesondere wenn die Datenspeicherung im Sinne des „Cloud Computings“ ausgelagert wird. Welche medizinischen Daten überhaupt auf fremden Rechnern gespeichert werden dürfen, welche rechtlichen Aspekte zu beachten sind und vor allem welche Vorteile sich aus der Datenlagerung „in der Wolke“ aus Sicht der Medizin ergeben können, war entsprechend ein viel beachtetes Vortrags- und Diskussionsthema beim MEDICA HEALTH IT FORUM. Parallel dazu konnten sich die Fachbesucher im Hinblick auf die Neuheiten-Präsentationen der Aussteller über die „Medical Cloud“ informieren, die weltweit erste gesetzeskonforme Cloud-Lösung für das Gesundheitswesen (CompuGroup Medical).

Kongress-Programm: Top-Themen kompakt vermittelt

Der MEDICA-Kongress war mit mehreren tausend Teilnehmern durchgehend gut besucht und bot an allen ein umfangreiches Themenspektrum von der Intensivmedizin bis zur Naturheilkunde. Neben den beliebten „Trainings“-Kursen an modernen Geräten (z. B. Ultraschall, Mikroskopie) lag diesmal ein besonderer Schwerpunkt auf der Kinder- und Jugendmedizin.

Als fester Bestandteil der MEDICA widmete sich der 35. Deutsche Krankenhaustag, die führende Informations- und Kommunikationsplattform für alle Entscheider der Kliniken in Deutschland, in diesem Jahr unter dem Leitthema „Zukunftsbranche Gesundheit – Priorität Personal“ vor allem Aspekten des Personalmanagements. Unter den 2.100 Teilnehmern war als prominentester Besucher Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr. Er würdigte in der Auftaktveranstaltung die herausragende Stellung der Gesundheitsbranche als eine der wenigen Wachstumsbranchen, die in den nächsten Jahren sichere und stabile Arbeitsplätze bieten könne.

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