Fehlende Nervenzellen-Verbindung macht Fruchtfliegen homosexuell

16.09.2002

Washington (dpa) - Fruchtfliegen-Männchen werden homosexuell, wenn die Signalübertragung zwischen Zellen ihres Nervensystems unterbrochen wird. Die genetisch veränderten Tiere zeigten reges sexuelles Interesse an ihren Geschlechtsgenossen, ihr Interesse an empfängnisbereiten Weibchen nahm dagegen erheblich ab. Das berichtet der US-Forscher Toshihiro Kitamoto vom Beckman Research Institute of the City of Hope in Duarte (Kalifornien) im Fachmagazin «Proceedings of the National Academy of Sciences» (PNAS; DOI: 10.1073/pnas.202489099).

Bei den Versuchen integrierten die Forscher ein Gen in die für den Geschmackssinn zuständigen Neuronen männlicher Fruchtfliegen (Drosophila melanogaster). Dieses Gen wird bei Temperaturen ab 30 Grad Celsius aktiv und unterbricht dann die synaptische Übertragung von Signalen der Geschmackszellen. Die so von der Kommunikation mit dem restlichen Nervensystem abgeschotteten Neuronen seien vermutlich für die Erkennung typisch männlicher Signalstoffe (Pheromone) zuständig und unterdrückten sexuelle Kontakte zwischen Fruchtfliegen- Männchen, erklärt Kitamoto.

Bei Temperaturen unter 30 Grad Celsius zeigten die genveränderten Fliegen-Männchen wieder ihr normales Fortpflanzungsverhalten. Mit ähnlichen Versuchen soll nun geklärt werden, wie andere Neuronen- Gruppen die sexuelle Orientierung und andere Verhaltensmuster bei Fruchtfliegen beeinflussen. Drosophila gilt als ideales Testmodell für die Erforschung des menschlichen Nervensystems. Das menschliche Genom und das der Fruchtfliege weisen überraschende Ähnlichkeiten auf - mindestens 60 Prozent der Drosophila-Gene haben eine Parallele im Erbgut des Menschen.

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