Botox nur bei chronischer Migräne ratsam
In Deutschland leiden mehr als 10 Millionen Menschen, überwiegend Frauen, unter verschiedenen Arten von Kopfschmerzen. Chronische Migräne, die oft mit Übelkeit, Erbrechen, Überempfindlichkeit gegenüber Licht und Lärm sowie Depressionen einhergeht, kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Um ihren Alltag überhaupt bewältigen zu können, müssen die Patienten beinahe ständig Medikamente einnehmen. Die Krankheit ist bis heute nicht heilbar – man kann lediglich den Attacken vorbeugen und die Schmerzen lindern.
Als Medikament nur für spezielle Fälle geeignet
Das Botulinumtoxin wird bereits seit vielen Jahren bei neurologischen Erkrankungen eingesetzt, etwa um Muskelspastiken zu lösen, oder bei Bewegungsstörungen. Bei der ästhetischen Behandlung mimischer Falten mit Botox wurde zufällig eine interessante Nebenwirkung des Wirkstoffs entdeckt, nämlich eine Besserung des Krankheitsbilds bei Migränepatienten.
Eine aktuelle Auswertung verschiedener Studien im Medizinjournal JAMA zeigte nun, dass lediglich bei der chronischen Migräne eine spürbare Besserung erzielt wird; die Zahl der Krankheitstage pro Monat nimmt im Vergleich zum Placebo-Präparat um durchschnittlich zwei Tage ab. Bei episodischen, d.h. zeitweise auftretenden Kopfschmerzen, verringern sich die Kopfschmerztage im Vergleich zum Scheinmedikament dagegen nicht.
Im Vergleich mit herkömmlichen Medikamenten hinsichtlich der Vorbeugung der chronischen Migräne ist Botox genauso wirksam, hat aber weniger Nebenwirkungen. Unter der Therapie mit Botox kann es selten zu Nebenwirkungen wie dem Absinken des oberen Augenlides, Spannungsgefühlen der Haut, Schmerzen in den Hautnerven, Nackensteifigkeit, Muskelschwäche und Nackenschmerz kommen. „Angesichts dieser Ergebnisse und der oft schwierigen Entscheidung, welchen Patienten Botox verabreicht werden kann, sollte die Behandlung nur in spezialisierten Kopfschmerzzentren durchgeführt werden“, resümiert Professor Diener.
Originalveröffentlichung
Jackson JL, et al.: Botulinum Toxin A for Prophylactic Treatment of Migraine and Tension Headaches in Adults. A Meta-analysis. JAMA 2012, 307 (16): 1736-1745
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