Schatzsuche im Bakterien-Genom
EU fördert Actinomyceten-Forscher am HZI mit 1,5 Millionen Euro
Actinomyceten stellen außergewöhnlich viele chemische Verbindungen her und geben sie in ihre Umwelt ab. Einige dieser Stoffe töten oder hemmen andere Organismen – vermutlich um den Actinomyceten einen Vorteil in der Konkurrenz um Nahrung und Lebensraum zu verschaffen. Von der biologischen Wirkung der produzierten Substanzen kann auch der Mensch profitieren: Zu ihrem vielfältigen Spektrum zählen Antibiotika und Medikamente gegen Tumore.
Die Forschung kennt bereits etliche Naturprodukte aus Actinomyeten, doch noch längst nicht alle: In den Bakterien schlummern vermutlich noch viele ungehobene Schätze. „Actinomyceten haben rund 8000 Gene“, erklärt Luzhetskyy. „Bei mehr als 3000 davon wissen wir nichts über ihre Funktion.“ Das liegt unter anderem daran, dass ganze Komplexe von Genen gewissermaßen „schlafen“ und unter normalen Laborbedingungen nicht aktiv sind. Auf welche Weise sie angeschaltet werden und welche Stoffe sie dann synthetisieren, ist in den meisten Fällen noch unbekannt.
Luzhetskyy und sein Team wollen die „Schläfer“ im Mikroben-Genom jetzt aufwecken: Mit gentechnischen Methoden, die sie speziell für die Actinomyceten entwickeln werden, hoffen sie stillgelegte Gene anschalten und ganze Stoffwechselwege gezielt in Gang setzen zu können.
Luzhetskyy hat fünf Jahre Zeit, nach solchen verborgenen Naturstoffen zu suchen. „Am Ende wollen wir ein Spektrum von Methoden für die Produktion neuer Naturstoffe aus Actinomyceten etabliert haben“, sagt Luzhetskyy. „Und wir hoffen, dass möglichst viele neue Medikamente daraus entwickelt werden können.“
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