Der EHEC-Erreger O104:H4
(dpa) Der EHEC-Erreger O104:H4 (HUSEC041) hat Experten durch seine Aggressivität und seine schnelle Ausbreitung überrascht. Die Inkubationszeit beträgt 10 bis 13 Tage. Charakteristisch sind blutiger Durchfall, Nierenversagen und Blutarmut. Experten fassen das unter dem Begriff hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) zusammen. Die Mediziner haben nach jetzigem Kenntnisstand noch nicht die Möglichkeit, den Erreger O104:H4 an sich zu bekämpfen. Sie behandeln daher das Krankheitsbild, etwa durch eine Blutwäsche (Dialyse).
Der aggressive Stamm O104:H4 ist nach Angaben des Darmkeimexperten Prof. Helge Karch besonders selten, aber vor zehn Jahren schon einmal in Deutschland aufgetreten. Der Keim ist demnach im Jahr 2001 bei einem Geschwisterpaar in Köln festgestellt worden. Er hat seither seine Resistenz gegen Antibiotika ausgebaut. Zudem ist der mutierte Stamm von heute deutlich aggressiver als der Ursprungsstamm von 2001.
Noch sind viele Fragen zu dem gefährlichen Darmbakterium offen, zum Beispiel warum der Erreger mehr Frauen als Männer befällt. Die Forscher müssen auf Erfahrungen mit anderen EHEC-Stämmen zurückgreifen: Oft genügen weniger als 100 Keime für eine EHEC-Infektion. Viele EHEC-Stämme leben im Körper von Schweinen, Ziegen und Rindern, ohne dass diese daran erkranken würden. Deshalb schließen Experten eine Übertragung über Tiere nicht aus. Nach wie vor stehen auch Lebensmittel wie ungewaschenes Gemüse im Verdacht, O104:H4 transportiert zu haben. Und auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist für die Wissenschaftler ein denkbares Szenario.
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