Weiße Blutkörperchen sind «Blauhelme» im Darm
Beat Haenni, Microscopy Imaging Center, Universität Bern
Im menschlichen Darm befinden sich rund zehn Mal mehr Bakterien als die Zahl aller eigenen Körperzellen. Von diesen Bakterien ist der grösste Teil harmlos: Die meisten profitieren vom Darm als Wirt, ohne diesem zu schaden; ausserhalb des Darms könnten sie aber schnell eine Blutvergiftung auslösen. Dass dieser Fall im Darm nicht eintritt, ist einem bestimmten Typ von weissen Blutkörperchen – so genannte regulatorische T-Zellen – zu verdanken. Diese «Friedenssicherer» sind dafür verantwortlich, dass das Immunsystem des Darms nicht aktiv gegen harmlose Bakterien reagiert. Dies hat die Forschungsgruppe um Dr. Markus Geuking, Dr. Kathy McCoy und Prof. Dr. Andrew Macpherson der Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin des Inselspitals und des Departements für Klinische Forschung (DKF) der Universität Bern nachgewiesen.
Symbiose wichtig für stabile Darmflora
«Das Immunsystem des Darms hat mit Hilfe der regulatorischen T-Zellen eine Art Waffenstillstand mit den harmlosen Bakterien ausgehandelt», verdeutlicht Erstautor Markus Geuking. Wie wichtig diese Symbiose ist, wird klar, wenn der Mechanismus aus dem Lot gerät: Funktionieren diese T-Zellen nicht richtig, drohen neben gewöhnlichen Krankheitsauslösern auch Probleme mit den an und für sich harmlosen Bakterien. Das Immunsystem im Darm wendet sich gegen diese, was zu chronischen Darmentzündungen führen kann. «Die Aktivierung der regulatorischen T-Zellen ist somit eine wichtige grundlegende Funktion, um eine stabile Darmflora und allgemein eine gute Gesundheit zu erhalten», betont Geuking.
Mögliche Grundlage für künftige Therapien
Die Ergebnisse der Berner Forschungsgruppe könnten in Zukunft in Therapien einfließen, welche die Behandlung chronischer Darmerkrankungen wie beispielsweise Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa zum Ziel haben. Vorstellbar sei hier die Methode, gesunde regulatorische T-Zellen im Reagenzglas heranzuzüchten, um diese in den Darm einer erkrankten Person zu verpflanzen und so den Schutzmechanismus auszulösen, so Geuking.
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