Die süßen Geheimnisse des Nervensystems: RUB-Forscher entwickeln Antikörper zur Zellmarkierung

Stammzellen lassen sich anhand von Zuckerresten unterscheiden

12.05.2011 - Deutschland

Bochumer Forscher haben einen Antikörper hergestellt, mit dem sie die zahlreichen Stammzelltypen des Nervensystems besser als bisher unterscheiden können. „Um Stammzellen für therapeutische Zwecke zu nutzen, ist es wichtig, dass man die verschiedenen Typen auseinanderhalten kann“, so Eva Hennen vom RUB-Lehrstuhl für Zellmorphologie und Molekulare Neurobiologie (Fakultät für Biologie und Biotechnologie). Der Antikörper 5750 erkennt einen bestimmten Zuckerrest auf der Zelloberfläche, der LewisX genannt wird.

© the American Society for Biochemistry and Molecular Biology.

Zwei Arten von Stammzellen wurden mit dem neuen Bochumer Antikörper 5750 (rot) und dem herkömmlichen Antikörper 487 (grün) gefärbt und können klar getrennt werden, da die Antikörper unterschiedliche LewisX-Zuckerreste erkennen.

Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Andreas Faissner konnte LewisX nun erstmals nutzen, um verschiedene Stammzelltypen zu trennen.

Ungeahnte Zuckervielfalt

Antikörper, die den LewisX-Zuckerrest erkennen, werden routinemäßig eingesetzt, um sogenannte neurale Stammzellen zu identifizieren, aus denen die verschiedenen Zellen des Nervensystems entstehen. Das Team von Prof. Faissner zeigte nun, dass sich hinter der Bezeichnung „LewisX“ nicht nur ein einziges Zuckermotiv verbirgt, sondern eine ganze Reihe verschiedener Zuckerreste. Unterschiedliche Arten von neuralen Stammzellen sind mit individuellen Kombinationen von LewisX-Zuckerresten auf ihrer Zelloberfläche ausgestattet. Der neue Bochumer Antikörper 5750 erkennt dabei einen anderen LewisX-Zuckerrest als die bislang verwendeten Antikörper. „Diese Zuckervielfalt könnte auch für die Krebsdiagnose interessant werden“, erklärt Prof. Faissner, „denn LewisX-Zucker wurden auch auf Tumorzellen nachgewiesen“.

Eigenschaften der Stammzellen herausfinden

Mit Hilfe des neuen Antikörpers 5750 lassen sich gezielt bestimmte Typen neuraler Stammzellen aus einer Mischung unterschiedlicher Stammzellarten isolieren. Ziel der Arbeitsgruppe von Prof. Faissner ist es nun, die Eigenschaften der Stammzellen, die LewisX-Zuckerreste tragen, zu untersuchen. Die Forscher fanden bereits heraus, dass sich das LewisX-Motiv auf der Zelloberfläche ändert, wenn die Stammzellen sich weiterentwickeln – etwa zu Oligodendrozyten, die die Isolationsschicht der Nervenzellen bilden, oder zu Nervenzellen selbst.

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