Hirnregionen schrumpfen schon Jahre vor Alzheimer
(dpa) Verminderungen der Hirnsubstanz zeigen sich einer Studie zufolge schon fast ein Jahrzehnt bevor erste Symptome einer Alzheimer-Demenz auftreten. Die Wissenschaftler untersuchten dazu Gehirne von Menschen, die keine Anzeichen für Alzheimer hatten, und begleiteten sie über Jahre. Ergebnis: Menschen mit weniger Hirnsubstanz in bestimmten Regionen hatten ein dreifach höheres Erkrankungsrisiko als Studienteilnehmer, deren Hirnstrukturen in diesen Bereichen überdurchschnittlich groß waren.
«Dies sind vorläufige Ergebnisse, die noch nicht außerhalb von Studien angewendet werden können», betonte Studienautor Bradford Dickerson von der Harvard Medical School. Aber die Teams seien optimistisch, dass sich die Größe von bestimmten Hirnregionen künftig als Marker einsetzen lässt. Sie nutzten für ihre Gehirnaufnahmen die Magnetresonanztomographie (MRT).
Die Studie der Harvard Medical School und dem Massachusetts General Hospital (beide Boston), sowie der Rush University Medical Center (Chicago) erscheint im Fachjournal «Neurology».
Alzheimer geht mit einem Verlust an Hirnsubstanz einher, ist bislang unheilbar und betrifft in der Regel Menschen über 65 Jahren. Bislang gibt es nur Substanzen, die den Verlauf der Demenzerkrankung verzögern. Es existiert jedoch kein Medikament, das die Krankheit heilt oder die Entstehung verhindert. Menschen mit dieser neurodegenerativen Erkrankung leiden unter anderem an Gedächtnisstörungen und Verhaltensauffälligkeiten.
In die Studie wurden nur Menschen über 70 Jahre einbezogen, die zu Beginn weder Gedächtnisstörungen noch andere typische Alzheimer-Zeichen hatten. In der einen Gruppe wurden 33 Probanden über 11 Jahre begleitet, 8 davon entwickelten Alzheimer. In einer zweiten Gruppe wurden 32 Teilnehmer über durchschnittlich 7 Jahre beobachtet, 7 erkrankten.
Die Wissenschaftler konzentrierten sich bei den Aufnahmen auf Hirnregionen, die bereits in Zusammenhang mit Alzheimer gebracht werden, und maßen deren Größe. Von den 11 Menschen mit den kleinsten Hirnstrukturen erkrankten 55 Prozent an Alzheimer, während keiner der 9 Studienteilnehmer mit der größten Hirnmasse in diesen Bereichen Alzheimer entwickelte. Jene mit einer durchschnittlichen Dicke der Großhirnareale zeigten zu 20 Prozent Alzheimer-Symptome im Verlauf.
Die Menschen mit den dünnsten Gehirnstrukturen bildeten die Krankheit zudem deutlich schneller aus als die anderen Studienteilnehmer. «Beim Vergleich der Daten aus Chicago und Boston zeigen sich sehr ähnliche Ergebnisse», sagte Leyla deToledo-Morrell (Rush University Medical Center). Die MRT-Messungen könnten ihr zufolge ein wichtiger Indikator dafür werden, zu identifizieren, wer ein Risiko für Alzheimer trage. Sollte eine medikamentöse Behandlung in der Zukunft entwickelt werden, könnten jene Menschen ohne Symptome, aber mit einem großen Risiko, von dieser am meisten profitieren, sagte die Studienautorin.
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