Signalwege von Krebszellen blockieren

Wissenschaftler entdecken Überlebensstrategie aggressiver Lymphome

10.02.2011 - Deutschland

Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München und der Berliner Charité haben einen wichtigen Baustein für das Überleben der Zellen einer besonders aggressiven Gruppe von bösartigen Lymphomen identifiziert, den so genannten ABZ-Lymphomen. Die Ergebnisse der Studie dienen als Grundlage für neue Behandlungsmöglichkeiten gegen die Krebserkrankung, an der in Deutschland jährlich etwa 4.000 Menschen neu erkranken. Die Deutsche Krebshilfe hat das Forschungsprojekt mit 236.000 Euro gefördert.

Unter der Bezeichnung Non-Hodgkin-Lymphome wird eine Vielzahl bösartiger Erkrankungen des lymphatischen Systems zusammengefasst. Die so genannten diffusen großzelligen B-Zell-Lymphome, zu denen auch das ABZ-Lymphom gehört, machen hierbei etwa ein Drittel aller Non-Hodgkin-Erkrankungen aus. Betroffen von der Krebserkrankung ist ein wichtiger Zelltyp der Immunabwehr: die B-Zellen. Diese produzieren Antikörper, also Eiweißmoleküle, die körperfremde Stoffe und Krankheitserreger erkennen und bekämpfen.

Der so genannte PI3K-Signalweg spielt eine wichtige Rolle für das Überleben der ABZ-Lymphomzellen, wie die Wissenschaftler um Dr. Daniel Krappmann und Professor Dr. Georg Lenz nun herausgefunden haben. In gesunden Zellen empfangen und übertragen zelluläre Signalwege Botschaften von außerhalb der Zelle, die beispielsweise von anderen Zellen im Gewebe ausgesendet werden. Diese Botschaften werden dann in den Kern weitergeleitet. Dort befindet sich die Schaltzentrale der Zelle. Am Ende der Signalkette stehen Moleküle, die entscheiden, ob bestimmte Gene abgelesen werden oder nicht. Das über den PI3K-Weg übertragene Signal vermittelt das Wachstum und Überleben der B-Zelle.

Beim ABZ-Lymphom ist der PI3K-Signalweg jedoch außer Kontrolle geraten. Ohne eine Botschaft von außerhalb zu erhalten, ist er ständig aktiv und funkt fortwährend Überlebens- und Wachstumssignale in den Zellkern. Ein wichtiges Sicherungssystem versagt: Die Krebszelle kann ihr Selbstmordprogramm nicht mehr starten. Denn eigentlich kann sich eine bösartig veränderte Zelle selbst zerstören — ein Vorgang, den man als Apoptose bezeichnet. Ohne diesen Schutzmechanismus wächst und vermehrt die Krebszelle sich jedoch immer weiter und die Erkrankung breitet sich aus.

Wird der PI3K-Signalweg jedoch experimentell unterdrückt, stirbt auch die Lymphomzelle ab – ein potentieller Ansatz für neue Behandlungsmöglichkeiten, berichten die Wissenschaftler. „Eine Vielzahl klinischer Studien beschäftigt sich bereits mit der therapeutischen Wirkung von Substanzen, die die Aktivität des PI3K-Signals blockieren“, erläutert Krappmann. „Unsere Studie zeigt, dass die Blockade dieses Signalwegs möglicherweise ein vielversprechendes therapeutisches Ziel für bestimmte aggressive Lymphome darstellt.“ Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, betont: „ABZ-Lymphome haben aufgrund ihrer hohen Aggressivität eine schlechte Prognose. Daher ist es wichtig, dass die Forschungsaktivitäten in diesem Bereich — insbesondere innovative Ansätze — weiter vorangetrieben werden.“

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