Verbesserter Wirkstofftransport hilft, unerwünschte Nebenwirkungen bei der Chemotherapie zu verringern

„Ein Nano-Schritt in Richtung wirkungsvollerer Therapien“

26.10.2010 - Deutschland

Brustkrebspatientinnen haben während einer Chemotherapie mit erheblichen Nebenwirkungen zu kämpfen. Diese reichen von Übelkeit und Erbrechen bis hin zu lebensbedrohlichen Komplikationen. Einige schwere Nebenwirkungen werden jedoch nicht vom eigentlichen Wirkstoff, sondern von Hilfsstoffen verursacht, die den Wirkstoff lösen und im Körper transportieren, so dass er die Krebszellen überhaupt erreichen kann. Das Problem ist, dass besonders wirksame Anti-Krebsmittel kaum wasserlöslich sind und daher nicht effektiv für eine Chemotherapie eingesetzt werden können.

Seit einiger Zeit wird in der Arbeitsgruppe um Prof. Rainer Jordan an der TU Dresden an genau diesem Problem geforscht. In enger Zusammenarbeit mit einer US-amerikanischen Arbeitsgruppe ist es den Forschern nun gelungen, ein spezielles Polymer zu entwickeln, dass ohne weitere Zusätze die Wirkstoffe in einem „Nano-Container“ löst und ihren Einsatz in der Chemotherapie ermöglichen kann.

„Wir waren sehr überrascht, wie gut dieses neue Polymer besonders sehr unlösliche Wirkstoffe aufnimmt“, kommentiert Dr. Robert Luxenhofer, der in beiden Gruppen forscht, die Ergebnisse. „Unsere Untersuchungen mit der Universität Nebraska zeigen auch, dass ungewöhnlich große Wirkstoffmengen gelöst werden können - deutlich besser als die bisher auf dem Markt verfügbaren Medikamente.“

„Unsere bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend“, ergänzt Prof. Jordan. „Bis zu einem neuen Medikament haben wir aber noch einen langen Weg vor uns.“ Als nächstes wollen die Dresdner Forscher den zielgerichteten Wirkstofftransport genauer unter die Lupe nehmen. Ziel ist es, besonders aggressive Brustkrebsformen besser behandeln zu können. Ungefähr ein Drittel der Patientinnen mit aggressivem Brustkrebs ist mit den bisherigen Chemotherapien gar nicht behandelbar; der Krebs entwickelt eine Wirkstoffresistenz. „Hier könnten wir in Zukunft mit Hilfe der Polymere den Krebs zielgerichteter bekämpfen“, meint Jordan.

Beide Arbeitsgruppen werden nun durch das US-amerikanische „National Cancer Institute“ im Rahmen der „Alliance for Nanotechnology in Cancer“ gefördert. Mit weiteren US-Partnern sollen weitere Wirkstoff-Polymer-Kombinationen sowie ein zielgerichteter Wirkstofftransport entwickelt werden. Hierfür erhält das Forschungskonsortium für die nächsten fünf Jahre insgesamt 2,2 Mio. US$, die Dresdner-Gruppe allein ca. 650.000 US$.

Originalveröffentlichung: R. Luxenhofer, A. Schulz, C. Roques, S. Li, T. K. Bronich, E. V. Batrakova, R. Jordan & A. V. Kabanov; "Doubly-Amphiphilic Poly(2-oxazoline)s as High-Capacity Delivery Systems for Hydrophobic Drugs"; Biomaterials 2010 (31) 4972-4979

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