Türkische Pharmaindustrie lockt immer mehr Investoren
Mit dem Einkommen steigt auch das Gesundheitsbewusstsein in der Türkei
Der Markt für Generika in der Türkei wächst stetig
Seit der Einführung geregelter Produktionsprozesse, Qualitätsstandards und Produktionsrichtlinien 1984 wächst der türkische Arzneimittelmarkt kontinuierlich und hat längst moderne, technologische Standards erreicht. Die Produktion konzentriert sich heute in der infrastrukturstarken Marmara-Region, insbesondere in Istanbul, Kocaeli und Tekirdag. Sie beschäftigt aktuell rund 25.000 Mitarbeiter. Obwohl hier eine große Bandbreite an Medikamenten und anderen Pharmaprodukten hergestellt wird, besteht vor allem im Bereich von Hightech-Präparaten, Krebsmedikamenten und Hormonpräparaten großer Importbedarf. Auch die Nachfrage nach wirkstoffähnlichen, preisgünstigen Medikamenten ist in den vergangenen Jahren stärker gestiegen. So betrug die durchschnittliche Wachstumsrate von Generika im Zeitraum 2004 – 2008 10,2 Prozent. Der Absatzmarkt für Referenzprodukte erzielte im gleichen Zeitraum nur 9,1 Prozent. Grund dafür sind die politischen Impulse der türkischen Regierung, die dem steigenden Bedarf der Bevölkerung nach günstigen Medikamenten Rechnung getragen hat. Darüber hinaus sorgt das steigende Interesse ausländischer Investoren und Pharmaunternehmen am türkischen Markt für positive Wachstumstrends. So wird der Markt für Generika in den kommenden Jahren weiter wachsen. Experten gehen von einem Marktvolumen von 8,2 Milliarden US-Dollar aus, welches Ende 2013 erreicht sein soll. Damit würden im Zeitraum 2008-2013 jährliche Wachstumsraten von 14 Prozent erreicht .
Verschreibungspflichtige Medikamente dominieren den Markt
Doch auch der Markt für Patentmedikamente verzeichnet, trotz des immer stärkeren Wettbewerbs, gleichbleibende Wachstumsraten. Grund dafür ist mitunter die jüngste Marktreform der Regierung, die Patente besser schützt und mit Exklusivitätsrechten im Datenbereich die Produktion und Lizenzierung von Kopien deutlich erschwert. Aber auch die Einführung westlicher Patentprodukte durch ausländische Unternehmen, die in der Türkei immer stärker Fuß fassen, sind Schlüsselfaktoren für die positive Entwicklung. Prognosen sagen bis 2013 ein Marktvolumen von 11,6 Milliarden US-Dollar voraus. Insgesamt erwarten Analysten eine vorherrschende Stellung verschreibungspflichtiger Pharmaprodukte, da Ärzte und Krankenhäuser weiterhin der primäre Zugang der Patienten zu Medikamenten sind. Darüber hinaus sorgen steigende Ausgaben im Gesundheitsbereich und ein verbesserter Versicherungsschutz dafür, dass rezeptpflichtige Medikamente auch in Zukunft etwa 90 Prozent des gesamten türkischen Pharmamarktes einnehmen werden .
Liberalisierungsinitiativen der türkischen Regierung eröffnen Potentiale
Der Markt für freiverkäufliche Produkte war bislang kein maßgebliches Segment für den türkischen Arzneimittelmarkt. Es gibt zwar bereits einige Medikamente in dieser Sparte, doch ist der Pro-Kopf-Konsum dieser Produkte insbesondere in den östlichen Regionen des Landes sehr gering. Das bietet insbesondere Potential für Pharmaunternehmen, die auf den so genannten OTC-Bereich spezialisiert sind. Denn auch die Menschen in Zentral- und Ostanatolien profitieren vom allgemeinen Wirtschaftswachstum. Auch ihre Einkommen steigen und damit ihr Gesundheitsbewusstsein. Des Weiteren könnten Pläne der Regierung, das Werbeverbot für nicht verschreibungspflichtige Medikamente zu lockern, ebenfalls positive Auswirkungen auf das Wachstum dieses Marktsegments haben. Auch aktuelle Regierungsinitiativen den Pharma-Einzelhandel weiter zu liberalisieren und ähnlich wie in den USA den Arzneimittelverkauf im Supermarkt oder Warenhausketten zu ermöglichen, machen den Markt für Pharmaunternehmen und ihre Produkte immer interessanter.
Von 300 Unternehmen auf dem türkischen Arzneimittelmarkt waren Ende 2008 bereits 42 multinational agierende Unternehmen mit einer Produktionsstätte in der Türkei. Der Markt ist äußert fragmentiert und mit 10 großen Arzneimittelherstellern, die sich fast 50 Prozent des Marktes teilen, sehr wettbewerbsintensiv. Die wichtigsten lokalen Hersteller sind Abdi Ibrahim, Eczacibasi Pharmaceuticals ( aufgekauft durch Zentiva), Ibrahim Ethem Ulagay, Mustafa nevzet, Fako (jetzt Actavis) und Deva (jetzt Teil von East Pharma). Von den 53 Produktionsstätten werden bereits 14 von ausländischen Unternehmen betrieben. Die wichtigsten Akteure mit eigener Produktion in der Türkei sind Novartis, Pfizer, GlaxoSmithKline, Baxter, Bayer und Sanofi-Aventis.
Investoren profitieren von Fördermitteln der Regierung
Für ausländische Investoren eröffnet die türkische Pharmabranche enorme Potentiale. Eine stetig wachsende Bevölkerung mit einem steigenden Einkommen und Bewusstsein für die eigene Gesundheit, sind gute Voraussetzungen für ein Investment im türkischen Markt. Darüber hinaus bietet das Land am Bosporus eine attraktive geografische Lage, eine starke industrielle und technische Infrastruktur sowie eine große Anzahl bereits produzierender Unternehmen und hoch qualifizierte Arbeitskräfte. Zusätzlich schafft das im April 2008 verabschiedete Gesetz zur Förderung von Forschung und Entwicklung weitere finanzielle Anreize. So profitieren Unternehmen von steuerlichen Entlastungen bis zu 100 Prozent bei Investitionen im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E). Auch übernimmt die Regierung unter anderem für fünf Jahre die Hälfte der Sozialversicherungsbeiträge für die Arbeitnehmer. Darüber hinaus wurde der gesamte Investitionsprozess für ausländische Unternehmen erleichtert. Vom „kranken Mann am Bosporus“ kann also keine Rede mehr sein.
Zu diesen Ergebnissen kommt die Analyse der Investment Support and Promotion Agency of Turkey (ISPAT).