Erstmals in Deutschland: Universität Göttingen ermöglicht schnelleres Sequenzieren von DNA

Interessierte Wissenschaftler können neuartiges System seit Anfang Juli nutzen

14.07.2010 - Deutschland

Im Tierärztlichen Institut der Universität Göttingen steht der erste Höchstdurchsatz-Sequenzierer Deutschlands mit automatisierter Vorbereitung. Die neuartige Methode der DNA-Sequenzierung ermöglicht die parallele Bearbeitung von bis zu zwei Milliarden Sequenzierungen zu einem bisher nicht erreichbaren Preis. Insbesondere die stark automatisierte Vorbereitung führt im Vergleich zu bisherigen Sequenzierungsmethoden zu einer deutlichen Vereinfachung der Arbeit bei gleichzeitig extrem reproduzierbaren und verlässlichen Ergebnissen. Das neue System steht in der Abteilung „Molekularbiologie der Nutztiere und molekulare Diagnostik“ des Departments für Nutztierwissenschaften.

Die DNA-Sequenzierung - also die Bestimmung der Nukleotidabfolge in einem DNA-Molekül - hat die biologische Wissenschaft revolutioniert und die Ära der Genomik eingeleitet. Nukleotide sind Moleküle und einer der Grundbausteine des Erbguts. Bei der Sequenzierung wird die Nukleotidabfolge der DNA direkt abgelesen. Nachdem so seit Mitte der Neunzigerjahre die Genome von mehr als 1.000 Spezies entschlüsselt wurden, kann diese neue DNA-Sequenzierung unter anderem zur Untersuchung von genetisch bedingten Erkrankungen herangezogen werden. „Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms hat 13 Jahre gedauert und zwei bis drei Milliarden Euro gekostet. Das neue System erzeugt in einer Woche die 25-fache Menge an Genomen bei Kosten von weniger als 300 Euro pro Genom“, so Privatdozent Dr. Ekkehard Schütz, Vizepräsident Forschung der Göttinger Firma Chronix Biomedical.

Das Sequenzierlabor des Tierärztlichen Instituts wird geleitet von Dr. Julia Beck, Senior Scientist von Chronix Biomedical. „Die Zukunft der molekularen Diagnostik liegt in der Mechanisierung des gesamten Prozessablaufs. Mit dem neuen Sequenziersystem wird die erforderliche Arbeitszeit um etwa 80 Prozent reduziert und dabei gleichzeitig die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse verbessert“, so Dr. Beck. Das Tierärztliche Institut und Chronix Biomedical kooperieren seit Jahren, so auch bei einem kürzlich bewilligten BSE-Verbundprojekt unter der Leitung der kanadischen Universität Calgary.

Seit Anfang Juli können interessierte Wissenschaftler Sequenzierungen in Auftrag geben. Prof. Dr. Dr. Bertram Brenig, Direktor des Tierärztlichen Instituts, betont die Vorteile der neuen Methode: „Mit diesem System wird eine neue Stufe des wissenschaftlichen Sequenzierens erreicht. Ich freue mich, dass wir Forschern am Wissenschaftsstandort Göttingen ab sofort eine neuartige und kostengünstige Sequenziermethode für ihre Projekte anbieten können.“

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