Biobasierte und biologisch abbaubare Textil- und Lederchemikalien für eine nachhaltigere Modeindustrie

Indisches Start-up SCHUTZEN einer der fünf Finalisten der ISC3 Innovation Challenge 2024 zum Thema „Innovationen der Nachhaltigen Chemie für Textilien“

10.09.2024

Laut des United Nations Umwelt Programms (UNEP) hat die Modeindustrie nach der Erdölindustrie weltweit mit 10% den zweitgrößten Anteil an der Umweltverschmutzung. Ein Grund dafür sind wasserintensive Herstellungsverfahren unter Einsatz von Chemikalien, was zu globaler Erwärmung und toxischen Abwässern führt Rücksichtsloses chemisches Design hat dazu geführt, dass biologisch nicht abbaubare und toxische Abfälle vermehrt in die Natur gelangen. Laut SCHUTZEN wird nahezu täglich eine neue toxische Substanz entdeckt, doch mit der Innovation des Start-ups aus Indien soll sich genau das ändern.

ISC3

Schutzen Group: Founder Raj Tanna with his father Mahendra Tanna

Gründer Raj Mahendra Tanna hat eine innovative Technologie für die Herstellung von Textil- und Lederchemikalien entwickelt, die die Artenvielfalt unterstützen. Sein Start-up gewinnt Polyole aus biologisch vielfältigen Pflanzen und Abfällen wie Tamarinde. Diese zu 100% biobasierten Produkte haben die gleichen Eigenschaften wie die bisher im Herstellungsprozess der Textilindustrie eingesetzten synthetischen Chemikalien, enthalten jedoch weder fossilen Kohlenstoff noch synthetischen Stickstoff oder Phosphor und keine toxischen Bestandteile. „Das Ziel ist die biogeochemischen Ströme wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die mit den toxischen Bestandteilen in Chemikalien verbundenen Risiken zu eliminieren“, so Raj Tanna. Die vom Start-up genutzten Textilchemikalien sind nachweislich biobasiert, biologisch abbaubar und tragen zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Die innovative Technologie ist zertifiziert und skalierbar.

Mit dem Leitmotiv: „Nur neue Chemikalien können neue Möglichkeiten für alte Probleme bieten“ hat sich SCHUTZEN um den mit 25.000 Euro dotierten Innovation Award 2024 des Internationalen Kompetenzzentrum für Nachhaltige Chemie (ISC3) beworben. Die 23-köpfige internationale Fachjury hat das Start-up für seinen Beitrag zur Nachhaltigen Chemie als einen von fünf Finalisten nominiert. Sie pitchen ihre Ideen beim ISC3 Investor Forums, das dieses Jahr im Rahmen des Impact Festivals am 30. und 31. Oktober in Frankfurt stattfindet. Die ISC3 Innovation Challenge ist Teil des jährlichen Investor Forums, mit dem das ISC3 bereits zum sechsten Mal internationale Start-ups, Investor*innen, Wissenschaftler*innen und Entscheider*innen zusammenbringt. Die zentrale Fragestellung des internationalen Wettbewerbs lautete dieses Jahr: „Welche innovativen Ideen der Nachhaltigen Chemie haben das Potential, den Textilsektor zu verbessern?“ Mehr als 50 Start-ups aus 30 Ländern haben sich beworben. Ihre Antworten reichen von umweltverträglicher Produktion über alternative Geschäftsmodelle, Materialien und Ausgangsstoffe bis hin zu Recycling, Abfallvermeidung und biobasierten und biologisch abbaubaren Textil- und Lederchemikalien, wie bei SCHUTZEN.

Die Innovation von SCHUTZEN basiert auf einer patentierten Reaktionstechnologie als Baustein der Polymertechnologie, die es ermöglicht Produkte, ohne veraltete und toxische Reaktionstechnologien herzustellen. Das Start-up ersetzt die gesamte Palette fossiler Chemikalien in der Wertschöpfungskette – Ausgangsmaterialien, Verdünnungsmittel, Komponenten, Inhaltsstoffe, Füllstoffe und Wirkstoffe – durch biobasierte und biologisch abbaubare Stoffe. Die Produkte werden zusammen mit anderen neuartigen Biomaterialzusätzen hergestellt, die die Erzeugung von vielfältigen Stoffen mit wünschenswerten Endfunktionalitäten für jede Anwendung ermöglichen. Durch dieses systemische Produktdesign legt das Start-up den Grundstein für zukünftige Anwendungen. Die innovative Methode eliminiert den Einsatz von fossilem Kohlenstoff und Schadstoffen in der Textilverarbeitung und vermeidet so deren Freisetzung ins Abwasser. Der Wasserverbrauch nach dem Färben beträgt laut dem GIZ „Master Training Program On Water“ 56,5 Liter pro Kilogramm Stoff. SCHUTZEN reduziert durch den Einsatz von Bio-Seifenmittel die Anzahl der Waschvorgänge von 10 auf 3. Der Wasserverbrauch pro Tonne gefärbtem und geseiftem Stoff wird dabei um mindestens 21.000 Liter Wasser reduziert.

„Mit der gezielten Reduzierung des CO2-Fußabdrucks und mit der Unterstützung der Erhaltung von Biodiversität durch biobasierte und biologisch abbaubare Chemikalien hat die Innovation von SCHUTZEN das Potenzial, einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigeren Textilindustrie zu leisten“, so Dr. Alexis Bazzanella, Direktor des ISC3 Innovation Hub. Das Start-up zeigt damit in eindrucksvoller Weise, wie Nachhaltige Chemie eine entscheidende Rolle bei der Transformation in Richtung einer ressourcenschonenderen Textilproduktion spielen kann.

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