Wie unser Gehirn die Schönheit einer Landschaft erkennt

Erkenntnisse könnten für eine Vielzahl von Bereichen relevant sein, in denen die Verbindung von Wahrnehmung und Emotion wichtig ist, wie beispielsweise klinische Gesundheitsversorgung oder künstliche Intelligenz

26.07.2021 - Deutschland

Wie wird ein Blick in die Natur zu einem beeindruckenden Erlebnis? Bekannt ist, dass der Anblick schöner Landschaften die Belohnungssysteme des Gehirns aktiviert. Doch wie wandelt das Gehirn die visuellen in ästhetische Signale um? Wie erkennen wir, ob ein Panoramablick oder vorbeiziehende Wolken schön sind? Ein Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik hat sich dieser Frage angenommen und untersucht, wie das Gehirn vom bloßen Sehen einer Landschaft zu deren ästhetischer Wirkung gelangt.

Illustration: MPI for Empirical Aesthetics

Ein Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik hat untersucht, wie das Gehirn vom bloßen Sehen einer Landschaft zu deren ästhetischer Wirkung gelangt.

In ihrer Studie präsentierten die Wissenschaftler den 24 teilnehmenden Personen Videos von schönen Landschaftsaufnahmen. Mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) maßen sie die Gehirnaktivität der Studienteilnehmer, während diese die Videos betrachteten und bewerteten. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in der Open-Access-Fachzeitschrift Frontiers in Human Neuroscience veröffentlicht.

A. Ilkay Isik, die Erstautorin der Studie, berichtet: „Wir hätten erwartet, dass sich die ästhetischen Signale auf die Belohnungssysteme des Gehirns beschränken würden, aber überraschenderweise fanden wir sie bereits in den visuellen Regionen. Die Aktivierungen fanden direkt neben Bereichen im Gehirn statt, die für die Identifizierung physikalischer Eigenschaften in Filmen zuständig sind, wie beispielsweise das Layout einer Szene oder das Vorhandensein von Bewegung.“

Seniorautor Edward Vessel vermutet, dass diese Signale eine frühe, elementare Form des Schönheitsempfindens widerspiegeln könnten: „Wenn wir etwas sehen, das unsere Erwartungen übersteigt, erzeugen lokale Bereiche des Gehirns kleine ‚Atome‘ eines positiven Affekts. Die Kombination vieler solcher Überraschungssignale im gesamten visuellen System summiert sich dann zu einer ästhetisch ansprechenden Erfahrung.“

Mit diesen Erkenntnissen leistet die Studie nicht nur einen Beitrag zu unserem Verständnis von Schönheit, sondern könnte auch erklären, wie Interaktionen mit der natürlichen Umgebung unser Wohlbefinden beeinflussen können. Dies könnte für eine Vielzahl von Bereichen relevant sein, in denen die Verbindung von Wahrnehmung und Emotion wichtig ist, wie beispielsweise die klinische Gesundheitsversorgung oder die künstliche Intelligenz.

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