Auch Bakterien können die Zeit messen
Chronobiologen haben erstmals gezeigt, dass freilebende Bodenbakterien eine innere Uhr besitzen
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Überzeugende Hinweise auf bakterielle innere Uhren fanden Forscher bisher nur bei Photosynthese betreibenden Bakterien wie dem Cyanobakterium Synechococcus. „Dies erscheint auch logisch, da sie Licht zur Energiegewinnung benötigen“, sagt Merrow. Ob auch nicht-photosynthetische Bakterien einen circadianen Rhythmus besitzen, untersuchten die Wissenschaftler nun am Beispiel des Bodenbakteriums Bacillus subtilis. Von diesem Bakterium ist bekannt, dass es Photorezeptoren für blaues Licht besitzt, die denjenigen ähneln, mit denen die innere Uhr des Pilzes Neurospora crassa gestellt wird.
Die Wissenschaftler verglichen mithilfe von Hochdurchsatz-Messungen die Genaktivität von B. subtilis bei konstanter Dunkelheit und bei Zyklen von je 12 Stunden Licht und 12 Stunden Dunkelheit. Zusätzlich untersuchten sie den Effekt von 24-Stunden-Zyklen der Inkubationstemperatur. Dabei konzentrierten sie sich auf zwei Gene: Das Gen ytvA codiert für den Fotorezeptor für blaues Licht und das Gen kinC für ein Enzym, das an der Bildung von Biofilmen und Sporen beteiligt ist. „Unsere Analysen zeigen, dass sich die Expression beider Gene mit dem 24h-Hell-Dunkel-Zyklus synchronisiert und dann unter konstanten Bedingungen weiter oszilliert“, sagt Merrow. „Wir haben damit zum ersten Mal nachgewiesen, dass freilebende nicht-photosynthetische Bakterien die Zeit messen können. Sie passen ihre molekularen Prozesse an die Tageszeit an, indem sie Licht und Temperatur als Zeitgeber nutzen.“
Die Wissenschaftler nehmen an, dass zahlreiche terrestrische Bakterien einen circadianen Rhythmus haben. Dies könnte auf viele grundlegende zelluläre Prozesse, die bisher nur unter statischen Bedingungen untersucht wurden, ein neues Licht werfen und beispielsweise auch für biotechnologische oder medizinische Anwendungen interessant sein.
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