Bayer strategisch und operativ erfolgreich

27.02.2020 - Deutschland

Der Bayer-Konzern war im vergangenen Jahr strategisch und operativ erfolgreich. „Wir haben 2019 geliefert und in allen Bereichen unsere Versprechen gehalten“, sagte der Vorstandsvorsitzende Werner Baumann am Donnerstag auf der Bilanz-Pressekonferenz in Leverkusen. „Wir haben unsere Finanzziele erreicht, obwohl wir – gerade was den Agrarsektor angeht – mit einem schwierigen Marktumfeld zu kämpfen hatten.“ Auch für das laufende Jahr ist Bayer zuversichtlich: Umsatz, Ergebnis und Free Cash Flow sollen steigen.

„Geliefert haben wir auch mit Blick auf die Ende 2018 angekündigten Portfolio-, Effizienz- und Strukturmaßnahmen“, so Baumann weiter. Bayer hat 2019 einerseits den Verkauf seines Animal-Health-Geschäfts für 7,6 Milliarden US-Dollar an Elanco vereinbart und den Verkauf des Anteils am Standortdienstleister Currenta sowie der Marken Dr. Scholl’s™ und Coppertone™ abgeschlossen. Andererseits hat das Unternehmen durch Effizienz- und Strukturmaßnahmen, inklusive der Synergien durch das akquirierte Agrargeschäft, im vergangenen Jahr bereits etwa 30 Prozent der bis 2022 angestrebten Beiträge von jährlich 2,6 Milliarden Euro realisiert.

Außerdem hat der Konzern 2019 seine Anstrengungen für Nachhaltigkeit deutlich verstärkt und sich ambitionierte Ziele gesetzt. „Wir haben Nachhaltigkeit zu einem integralen Bestandteil unserer Strategie gemacht und bilden damit unsere Verantwortung als Unternehmen und die gestiegenen gesellschaftlichen Erwartungen ab“, sagte Baumann. „Wir verfolgen unsere Nachhaltigkeitsziele mit dem gleichen Nachdruck wie unsere Finanzziele. Entsprechend werden wir der Hauptversammlung im April vorschlagen, die Nachhaltigkeitsziele in das Vergütungssystem des Vorstands zu integrieren.“

Konzernumsatz und -ergebnis legen zu

Der Konzernumsatz erhöhte sich im vergangenen Jahr währungs- und portfoliobereinigt (wpb.) um 3,5 (nominal: 18,5) Prozent auf 43,545 Milliarden Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen stieg um 28,3 Prozent auf 11,503 Milliarden Euro. Belastet wurde es durch negative Währungseffekte von 43 Millionen Euro.

Das EBIT legte um 21,3 Prozent auf 4,189 Milliarden Euro zu. Darin enthalten sind Sonderaufwendungen von saldiert 2,818 Milliarden Euro. Sie standen im Wesentlichen in Verbindung mit dem laufenden Restrukturierungsprogramm, der Akquisition und Integration von Monsanto, Wertminderungen im Zusammenhang mit der Produktionsanlage „Dicamba“ bei Crop Science und der Desinvestition von Dr. Scholl’s™ bei Consumer Health sowie Rechtsberatungskosten. Das Konzernergebnis stieg um 141,4 Prozent auf 4,091 Milliarden Euro. Darin enthalten ist der Gewinn aus der Veräußerung des Anteils von Bayer an der Currenta-Gruppe (1,637 Milliarden Euro). Das bereinigte Ergebnis je Aktie aus fortzuführendem Geschäft erhöhte sich um 14,3 Prozent auf 6,40 Euro.

Vorstand und Aufsichtsrat der Bayer AG schlagen der Hauptversammlung am 28. April 2020 die Zahlung einer unveränderten Dividende von 2,80 Euro je dividendenberechtigter Aktie für das Geschäftsjahr 2019 vor. Bei 982,42 (Vorjahr: 932,55) Millionen dividendenberechtigten Aktien entspricht der Vorschlag einer Ausschüttungssumme von 2,751 (2,611) Milliarden Euro.

Der Free Cash Flow ging im vergangenen Jahr zwar um 9,4 Prozent auf 4,214 Milliarden Euro zurück. „Das liegt aber deutlich über den ursprünglich in Aussicht gestellten 3 bis 4 Milliarden Euro. Insofern sind wir hier mit der Entwicklung sehr zufrieden“, sagte Finanzvorstand Wolfgang Nickl. Die Nettofinanzverschuldung reduzierte Bayer im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent auf 34,068 Milliarden Euro.

Crop Science steigert Ergebnis deutlich dank des akquirierten Geschäfts

Im Agrargeschäft (Crop Science) steigerte Bayer den Umsatz wpb. um 1,4 Prozent auf 19,832 Milliarden Euro. Dazu trug insbesondere der Anstieg in Lateinamerika bei, während das Geschäft in Nordamerika auf Vorjahresniveau blieb – trotz Überschwemmungen und starker Regenfälle im Mittleren Westen der USA im 1. Halbjahr.

Der Pro-forma-Umsatz von Crop Science, der die Übernahme von Monsanto und die damit zusammenhängenden Desinvestitionen bereits zum 1. Januar 2018 unterstellt, verringerte sich währungsbereinigt (wb.) um 1,4 Prozent. Positiv entwickelten sich auf dieser Basis beispielsweise die Geschäfte mit Insektiziden, Fungiziden sowie Maissaatgut und Pflanzeneigenschaften. Den deutlichsten Rückgang gab es bei Sojabohnensaatgut und Pflanzeneigenschaften, insbesondere in Nordamerika, wo geringere Anbauflächen, hoher Wettbewerbsdruck, die Wetterbedingungen und die anhaltende Unsicherheit aufgrund bestehender Handelskonflikte das Geschäft beeinträchtigten.

Das EBITDA vor Sondereinflüssen von Crop Science erhöhte sich um 80,9 Prozent auf 4,796 Milliarden Euro. Der Anstieg ist insbesondere auf den Ergebnisbeitrag des akquirierten Geschäfts und Synergien aus der voranschreitenden Integration zurückzuführen.

Im Zusammenhang mit dem Pflanzenschutzmittel Glyphosat wurden bis zum 6. Februar 2020 in den USA Klagen von etwa 48.600 Klägern zugestellt. Bayer ist davon überzeugt, dass die drei erstinstanzlichen Entscheidungen zugunsten der Kläger weder durch die vor Gericht vorgelegten Beweise noch das anwendbare Recht gestützt werden und verfolgt die Berufungsverfahren deshalb entschieden weiter. „Zuletzt hat die US-Regierung wichtige Punkte unserer Argumentation ausdrücklich bekräftigt“, sagte Baumann mit Blick auf eine entsprechende offizielle Stellungnahme von Dezember 2019. „Wir werden die drei Berufungsverfahren notfalls durch alle Instanzen betreiben.“ Zugleich beteiligt sich Bayer konstruktiv am gerichtlich angeordneten, vertraulichen Mediationsverfahren. In diesem soll ausgelotet werden, ob ein Vergleich zu vernünftigen Bedingungen erreichbar ist, der so strukturiert ist, dass eine umfassende Lösung für den gesamten Verfahrenskomplex erreicht werden kann.

Kräftiger Ergebnisanstieg bei Pharmaceuticals

Der Umsatz mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln (Pharmaceuticals) legte wpb. um 5,6 Prozent zu auf 17,962 Milliarden Euro. Maßgeblich hierfür waren das anhaltend starke Wachstum in China sowie das weiterhin kräftige Umsatzplus beim Gerinnungshemmer Xarelto™ und dem Augenmedikament Eylea™, die jeweils einen Zuwachs von wpb. 12,6 Prozent erzielten. Xarelto™ profitierte vor allem von höheren Absätzen in China, Russland und Europa, während es bei Eylea™ in der Region Europa/Nahost/Afrika besonders stark aufwärts ging – vor allem in Großbritannien und Deutschland – sowie in Japan. Auch das Radiologiegeschäft entwickelte sich erfreulich.

Deutliche Umsatzzuwächse gelangen Bayer mit dem Krebsmedikament Stivarga™ (wpb. 27,3 Prozent) und mit Adempas™ zur Behandlung von Lungenhochdruck (wpb. 14,4 Prozent). Während Adempas™ sich vor allem in den USA positiv entwickelte, machten sich bei Stivarga™ hauptsächlich höhere Absätze in China bemerkbar. Deutliche Umsatzrückgänge (wpb. minus 18,0 Prozent) waren weiterhin beim Multiple-Sklerose-Präparat Betaferon™/Betaseron™ zu verzeichnen – im Wesentlichen bedingt durch den starken Wettbewerb in den USA.

Das EBITDA vor Sondereinflüssen von Pharmaceuticals stieg um 6,7 Prozent auf 5,975 Milliarden Euro. Das ist insbesondere zurückzuführen auf höhere Absatzmengen sowie einen Rückgang der Herstellungskosten. Ergebnismindernd wirkten hingegen gestiegene Marketing- und Vertriebsaufwendungen für Produktneueinführungen und neue Indikationen. Zudem war im Vorjahresergebnis ein positiver Einmaleffekt in Höhe von rund 190 Millionen Euro enthalten, der in Verbindung mit einem Ertrag aus einer Entwicklungskooperation stand.

Consumer Health wächst in allen Kategorien

Bei den rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health) setzte Bayer 5,462 Milliarden Euro um, ein Plus von wpb. 2,6 Prozent. Die Division legte auf dieser Basis in allen Kategorien zu sowie in drei von vier Regionen. Am deutlichsten war das Wachstum in den Kategorien Allergie und Erkältung (wpb. 5,0 Prozent) sowie Dermatologie (wpb. 3,8 Prozent).

Das EBITDA vor Sondereinflüssen von Consumer Health blieb mit 1,090 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau (minus 0,5 Prozent). Einen positiven Beitrag lieferten insbesondere die Geschäftsausweitung sowie das initiierte Effizienzprogramm, das zu einer deutlichen Verringerung der Vertriebskosten führte. Ergebnismindernd wirkte sich insbesondere der fehlende Ergebnisbeitrag des veräußerten Geschäfts mit verschreibungspflichtigen Dermatologieprodukten aus.

Ausblick: Bayer will Umsatz, Ergebnis und Free Cash Flow erhöhen

Für das Jahr 2020 erwartet Bayer für das fortzuführende Geschäft einen Umsatz von wb. etwa 44 Milliarden bis 45 Milliarden Euro. Dies entspricht wpb. einer Steigerung um etwa 3 bis 4 Prozent. Die EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen will der Konzern wb. auf rund 28 Prozent erhöhen. Das EBITDA vor Sondereinflüssen soll wb. auf 12,3 Milliarden bis 12,6 Milliarden Euro steigen. Für das bereinigte Ergebnis je Aktie plant Bayer einen Anstieg auf wb. 7,00 bis 7,20 Euro. Der Free Cash Flow soll sich wb. auf etwa 5 Milliarden Euro belaufen. Die Prognose enthält noch keine Abschätzung der Effekte, die sich durch den Ausbruch des Coronavirus ergeben können. Außerdem geht Bayer davon aus, dass sein Animal-Health-Geschäft ab dem 1. Juli 2020 an den Erwerber übergeht und zu diesem Zeitpunkt der Kaufpreis vertragsgemäß in bar und in Elanco-Aktien eingeht.

Für die EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen ändert sich nach den Veräußerungen im vergangenen Jahr die Zurechnung von Kosten der Querschnittsfunktionen zu den einzelnen Divisionen. Bei Crop Science belief sich die Marge für 2019 wie berichtet auf 24,2 Prozent und angepasst auf 23,8 Prozent. Für 2020 erwartet Bayer auf dieser Basis eine Steigerung auf wb. etwa 26 Prozent. Bei Pharmaceuticals lag die Marge bei 33,3 Prozent und angepasst bei 32,6 Prozent, im laufenden Jahr soll sie wb. ca. 33 Prozent erreichen. Die Marge von Consumer Health lag 2019 bei 20,0 Prozent, angepasst bei 20,9 Prozent, und soll sich 2020 auf wb. 22 bis 23 Prozent erhöhen.

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